Uruguays wieder genesener Stürmerstar Luis Suarez hat England an den Rand des WM-K.o. gebracht. Nach der 1:2 (0:1)-Niederlage am Donnerstag im zweiten Spiel der Gruppe D in São Paulo droht dem Mutterland des Fußballs das erste Vorrunden-Aus bei einer Weltmeisterschaft seit 56 Jahren.
Vor 60.000 Zuschauern besiegelte Liverpool-Stürmer Suarez mit seinen Treffern in der 40. und 85. Minute die zweite Turnier-Niederlage der Three Lions und erhielt den Südamerikanern die Chance auf den Einzug ins Achtelfinale. Das erste WM-Tor seiner Karriere von Stürmerstar Wayne Rooney (75.) war zu wenig für die Engländer.
Nur vier Wochen nach seiner Knie-Operation wurde Suarez für die Engländer zum Schrecken. Der Angreifer, der in der abgelaufenen Premier-League-Saison 31 Treffer für den FC Liverpool erzielt, beim blamablen WM-Start seiner Mannschaft gegen Costa Rica aber noch gefehlt hatte, deckte bei seinem Treffer einmal mehr die Schwächen in der Defensive der Engländer auf. «Er ist ein Genie», hatte Englands Kapitän Steven Gerrard schon vor dem Spiel gesagt. Insgesamt hatte Coach Oscar Tabarez sein Team gegenüber dem kläglichen 1:3 zum WM-Auftakt auf fünf Positionen verändert und auch seinen Star Diego Forlan nach dessen schwacher Vorstellung zunächst draußen gelassen.
Bei den Three Lions war Rooney trotz der heftigen Kritik in der Heimat an seinen Auftritten wieder mit von der Partie. In seinem zehnten WM-Spiel wurde der 28-Jährige von Manchester United trotz seines ersten WM-Tores zum großen Pechvogel, als er nach einer halben Stunde aus einem Meter Entfernung die Latte traf. Trotz der schwachen
Chancenverwertung lieferte Rooney zusammen mit Danny Welbeck eine überzeugende Partie, während Daniel Sturridge und Raheem Sterling deutlich abfielen.
Bei mitteleuropäisch anmutenden Temperaturen von etwa 15 Grad entwickelte sich das Alles-oder-Nichts-Duell der Auftaktverlierer zu einer Partie mit hoher Intensität und vielen Zweikämpfen, in der das spielerische Element allerdings zu kurz kam. Die erste Chance in der verbissen geführten Partie verpasste Rooney, der einen Freistoß von der Strafraumgrenze knapp am Kasten von Fernando Muslera vorbeischoss (10.). Auf der Gegenseite versuchte sich Cristian Rodriguez in der 15. Minute vergeblich als Distanzschütze. Die Uruguayer gingen anders als bei der Pleite gegen Costa Rica mit viel Biss in die Partie und gaben keinen Ball verloren.
Dann schien nach Gerrards dicht vor das Tor geschlagenen Freistoß die englische Führung fällig, doch Rooney brachte das Kunststück fertig, den Ball aus einem Meter Entfernung an die Latte zu köpfen (31.). Wie man es besser macht demonstrierte auf der Gegenseite Suarez, der eine Flanke von Edinson Cavani mit dem Kopf am chancenlosen Joe Hart im englischen Tor vorbeidirigierte. Wie schon bei Italiens Siegtor durch Mario Balotelli im ersten Gruppenspiel wirkte die Innenverteidigung der Engländer in dieser Szene unsortiert und statisch.
Drei Minuten nach Wiederbeginn stand erneut das englische Tor im Brennpunkt, als Suarez mit einem direkt verwandelten Eckball beinahe das 2:0 gelungen wäre. Hart konnte den Ball vor Überschreiten der Linie mit beiden Fäusten abwehren. Vier Minuten später verlor Englands Abwehr Cavani aus den Augen, der frei vor Hart den Ball verzog. In der 54. Minute scheiterte auf der anderen Seite Rooney wiederum am gut reagierenden Muslera. In der letzten Viertelstunde überschlugen sich die Ereignisse. Erst drückte Rooney eine Hereingabe von Glen Johnson zum Ausgleich über die Linie, dann versetzte der sträflich ungedeckte Suarez England den K.o.
dpa/cr Bild: AFP