Wir wollen in diesem Jahr aufsteigen! Das hatte AS Eupen schon vor der Saison verkündet. Viele haben sich gefragt, ob man sich da doch nicht etwas zu weit aus dem Fenster lehne. Doch nach einem überzeugenden Saisonstart schien das durchaus realistisch. Zumal man sich mit dem Gewinn der ersten Meisterschaftstranche schon Anfang Oktober zumindest für die Aufstiegsrunde qualifiziert hatte.
Doch wer geglaubt hatte, der sportliche Erfolg hätte die Eupener und Ostbelgier ins Stadion gelockt, der wurde eines Besseren belehrt. Die Zuschauerzahlen waren, auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl, alles andere als katastrophal - aber für eine Mannschaft, die mit spielerisch meist attraktivem Fußball von Beginn an um die Meisterschaft spielte, war die Begeisterung eher von der lauwarmen Sorte.
Während man landesweit in der Presse viel lobende Worte für die AS fand, tat man sich in Eupen selbst lange schwer, der jungen Mannschaft den verdienten Respekt und die nötige Aufmerksamkeit zu zollen.
Doch jetzt, da es womöglich sogar etwas zu feiern gibt, da ist er dann da. Der Eupener wie aus dem Bilderbuch - viel Klischee und doch ein bisschen Wahrheit.
Der Eupener, der auf jeden Fall mit dem Auto bis vor die Metzgerei fahren will, um dort gegen die Fußgängerzone zu unterschreiben, und es beim Public Viewing am Sonntag dann doch irgendwie toll findet wird, nicht über den Haufen gefahren zu werden. Und der natürlich schon vor der Saison wusste, dass es eh nichts werden wird, mit dieser unerfahrenen Truppe, und jetzt doch stundenlang Schlange steht um noch eine Karte zu ergattern.
Ja, so ist er, der Eupener ... Erst sieht er alles schwarz, dann weiß er alles besser. Der Widerspruch auf zwei Beinen.
A propos Widerspruch: Man darf die Entwicklung der AS Eupen von einem Kleinstadtverein zur sportlichen Außenstelle des Emirats Katar gut finden. Man muss es aber nicht. Doch diejenigen, die genau deswegen nicht ins Kehrwegstadion gegangen sind, wird man an einer Hand abzählen können.
Katar gilt als autoritäres Regime, die Sharia ist Gesetz, und mit den Menschenrechten nimmt man es dort auch nicht so genau, wie Amnesty International noch in dieser Woche berichtete. Die Meinungsfreiheit ist eingeschränkt, Homosexualität ist strafbar und die Todestrafe weiterhin Gang und Gäbe.
Die Mannschaft kann nichts dafür. Wer sie unterstützen will, der soll dies auch von ganzem Herzen tun. Verdient haben es die Spieler nach dieser Saison auf jeden Fall. Und das ist nunmal der Widerspruch des kommerziellen Fußballs. Man freut sich über das viele schöne Geld, sonnt sich im Glanz des sportlichen Erfolgs und lässt ansonsten den lieben Gott bzw. Allah einen guten Mann sein.
Es ist nunmal das Glück des Menschen, dass er fähig ist, unangenehme, traurige oder schockierende Dinge auszublenden. Und im Milliardengeschäft Fußball gibt es deren leider mehr als genug - siehe Brasilien. Gelegentlich sich selbst oder andere daran zu erinnern, wäre vielleicht nicht ganz verkehrt.
Danke Folker
Wie treffend das ist. Und man siehe da man darf sich mal selber an die Nase Packen.
Eupener oder Ostbelgier Wir Menschen auf diesem Planten sind leider oft so gestrickt .