Nach dem ersten Sieg-Hattrick in seiner Karriere goss sich Lewis Hamilton genüsslich den Champagner übers Gesicht. Sein zum dritten Mal nacheinander geschlagener Silberpfeil-Kollege Nico Rosberg musste sich dagegen nach dem Großen Preis von China ein Lächeln abringen.
Grund zu Frust hatte Nico Rosberg, obwohl er die WM-Führung knapp vor Hamilton behaupten konnte. Der Deutsche musste den vierten Saisonlauf komplett ohne Telemetrie absolvieren. "Da konnten die in der Box überhaupt nichts von meinem Auto sehen", erklärte er. Sein zweiter Platz sei deshalb "echt noch okay" und freue ihn unter den Umständen. "Es ging um Schadensbegrenzung", sagte Rosberg, der nach dem Start und einer leichten Kollision sogar auf Rang sieben zurückgefallen war. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff urteilte: "Ohne Telemetrie ist es ein Blindflug."
Vorjahressieger Fernando Alonso bot als Dritter eine starke Vorstellung. "Das ist eine sehr angenehme Überraschung für uns", sagte der spanische Doppel-Champion zum ersten Podestplatz der "Roten" in dieser Saison. Für Marco Mattiacci war dies zugleich ein glänzender Einstieg als neuer Ferrari-Teamchef.
Hamilton fuhr aber auf dem Shanghai International Circuit in einer eigenen Liga. "Ich bin meistens nur gegen mich gefahren", beschrieb er selbst seinen dritten Saisonsieg in Serie. Der Weltmeister von 2008 unterstrich eindrucksvoll, dass er der große Titelkandidat im WM-Rennen ist. "Weltmeisterlich, ich ziehe die Kappe", gratulierte Niki Lauda, der dreifache Weltmeister und Vorsitzende des Formel-1-Aufsichtsrates von Mercedes. "Der Lewis ist in Höchstform." Und Wolff konstatierte: "Lewis war auf seinem ganz eigenen Level."
Hamilton überholte mit dem 25. Grand-Prix-Erfolg seiner Karriere den fünfmaligen Champion Juan Manuel Fangio in der Siegerliste. Zudem liegt er nun gleichauf mit den Ex-Champions Lauda und Jim Clark.
Nach vier von 19 WM-Läufen liegt Auftaktsieger Rosberg mit 79 Punkten nur noch vier Zähler vor Hamilton (75), der beim ersten Saisonrennen in Melbourne ausgefallen war. Alonso (41) ist Gesamtdritter. Vettel (33) liegt hinter seinem Landsmann Nico Hülkenberg (36) auf WM-Rang fünf.
Der von der Pole-Position gestartete Brite war zu keinem Zeitpunkt gefährdet oder gar ernsthaft gefordert. Nach 56 Runden hatte Hamilton 18,686 Sekunden Vorsprung auf seinen deutschen Teamkollegen. Vettel wies gar 51,012 Sekunden Rückstand auf.
Christian Hollmann, dpa/wb - Bild: Mark Ralston (afp)