"So kann es nicht mehr weitergehen", sagen die Borlée-Zwillinge im Chor. Die Strukturen der Frankophonen Leichtathletik-Liga erlaubten es einfach nicht mehr, unter annehmbaren Bedingungen zu arbeiten. Deswegen wollen Jonathan und Kevin Borlée sich aus der 4x400-Meter-Staffel zurückziehen. Ab jetzt wollen sie sich nur noch auf ihre individuellen Karrieren konzentrieren. Ihnen blute zwar das Herz, der Verband verhalte sich aber schlicht und einfach respektlos.
Unmittelbarer Anlass für ihre Entscheidung ist ein Urteil der Brüsseler Justiz. Die Borlée-Brüder wollte von der Leichtathletik-Liga eine finanzielle Entschädigung für die geleistete Trainerarbeit ihres Vaters Jacques Borlée erstreiten. Es ging um insgesamt knapp 50.000 Euro. Ein Brüsseler Zivilgericht hatte die Klage aber abgewiesen, insbesondere, weil es zwischen den beiden Parteien keine vertragliche Bindung gab.
Es gehe ihnen nicht ums Geld, sondern ums Prinzip, unterstreichen derweil die Borlée-Brüder. Kevin und Jonathan Borlée gelten als Leistungsträger innerhalb der 4x400-Meter-Staffel. Die Mannschaft hat seit 2008 vier Medaillen errungen.
Die neuerliche Entwicklung wird unterschiedlich kommentiert: Die einen bringen Verständnis auf, andere sprechen von Erpressung.
Bild: Virginie Lefour (belga)