Der oberste Chef von Weltmeister Sebastian Vettel bewahrt demonstrativ die Ruhe. "Ich sehe noch keinen Grund zur Besorgnis", sagte Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz in einem Interview der "Salzburger Nachrichten" (Samstag).
Hinter den Toren der Red-Bull-Schmiede in Milton Keynes und bei Formel-1-Partner Renault stehen allen aber arbeitsreiche zweieinhalb Wochen bis zum nächsten Test der neuen Rennwagen bevor.
Die Liste sei lang, gab Renaults Stellvertretender technischer Managing-Director in der Formel 1, Bob White, in einem Interview des französischen Autobauers zu. Den Ursprung für die Probleme zu identifizieren sei nicht leicht. Mateschitz, der am Donnerstag das Testdebakel von Red Bull an Ort und Stelle in Jerez miterlebt hatte, stellte klar: "Unsere aktuellen Probleme liegen nicht beim Team, sondern im Motorenbereich."
Allerdings bremste nicht nur der neue Antriebsstrang mit dem neuen Turbomotor und dem neuen Hybridsystem ERS das Weltmeister-Team der vergangenen vier Jahre. Hinzu kamen menschliche Fehler, wie eine falsch montierte Feder, ein mechanisches Problem am Wagen - und eine mangelhafte Kühlung. Mehrfach stieg Rauch aus dem Heck des RB10. Renault hatte daraufhin betont, damit nichts zu tun zu haben. "Die Probleme müssen wir bis zum nächsten Test in Bahrain wegbekommen, dann wissen wir mehr", betonte Mateschitz. Bis zum 19. Februar bleibt nun Zeit.
Trotz des denkbar schlechtesten Starts in die fünfte Titelmission beurteilte Mateschitz den neuen Red-Bull-Rennwagen aber bereits "höchst positiv, weil er wieder mehr als nur 'State of the Art' ist, wie in Details zu erkennen ist". Aber die Stunde der Wahrheit komme im ersten Rennen in Melbourne, betonte der Österreicher. Und selbst ein Rückstand am Saisonanfang hieße nicht automatisch, "dass die WM verloren ist. Auch mit einem Nachholbedarf besteht eine Chance", meinte Mateschitz, für dessen Red-Bull-Team es die zehnte Saison in der Formel 1 sein wird.
Die vergangenen vier Jahre dominierte der Rennstall mehr oder weniger nach Belieben und gewann jeweils die Konstrukteurs-WM und in Vettel auch jeweils den Fahrer-Titel seit 2010. Die Autos waren meist Weiterentwicklungen der Vorjahresmodelle. Diesmal aber mussten alle Teams durch die größte technische Reform der Formel 1 bei null anfangen. Vor allem die Hersteller-Rennställe haben sich dadurch einiges versprochen, weil sie sowohl den Antriebsstrang als auch das Chassis selbst bauen.
Nach den ersten Testfahrten dürfen sich Mercedes und Ferrari zunächst bestätigt fühlen. Die Silberpfeile drehten die meisten Runden aller Teams, dahinter folgte die "Rote Göttin". Und auch die Kundenteams der beiden Hersteller hatten längst nicht solche Probleme wie die Renault-Partner. "Beide werden sehr große Rivalen sein, Ferrari hat im Winter enorme Anstrengungen unternommen. Mercedes scheint motorisch einen sehr guten Job gemacht zu haben"», befand Mateschitz, aber auch Renault werde nachlegen. "Die Frage ist nur, wann".
Testrunden und -Kilometer der Teams
1. Tag / 2. Tag / 3. Tag / 4. Tag / Gesamt Runden - Kilometer
Mercedes: 18 / 97 / 62 / 132 / 309 - 1368,252
Ferrari: 31 / 47 / 58 / 115 / 251 - 1111,428
McLaren: - / 43 / 92 / 110 / 245 - 1084,860
Williams: 7 / 35 / 47 / 86 / 175 - 774,900
Sauber: 7 / 53 / 34 / 69 / 163 - 721,764
Force India:11 / 37 / 17 / 81 / 146 - 646,488
Caterham: 1 / 11 / 10 / 54 / 76 - 336,528
Toro Rosso: 15 / 0 / 30 / 9 / 54 - 239,112
Marussia: - / - / 5 / 25 / 30 - 132,840
Red Bull: 3 / 8 / 3 / 7 / 21 - 92,988
Von Jens Marx, dpa - Bild: Jorge Guerrero/AFP