Wer im Hause Loeb die Hosen an hat, ist jetzt klar. Dass Sébastien und Séverine Loeb bei der Rallye du Condroz an den Start gehen, hat nämlich Madame Loeb entschieden. "Das hat meine Frau mit Matton abgemacht. Ich bin nur der Chauffeur", grinst Sébastien Loeb, der am Mittwoch in Huy angekommen ist.
Im Auto hat aber doch der neunfache Weltmeister das Sagen, Frau Séverine ist schließlich kein Profi. Die beiden sind allerdings schon einige Rallyes zusammen gefahren und haben bereits gemeinsam gesiegt. Auch wenn es am Anfang nicht ganz einfach war.
"Die erste Rallye war kompliziert. Ich hatte keine Ahnung, wusste gar nicht, was es heißt, den Aufschrieb zu erstellen und vorzulesen. Nach zehn Minuten habe ich ihm gesagt: Ruf Daniel an, du nervst. Danach hat er sich aber wieder eingekriegt", erzählt Séverine über die erste Rallye mit ihrem Mann. Daniel Elena, der Stammbeifahrer von Sébastien Loeb, ist auch in Huy. Er sitzt im Citroën Xsara WRC neben Yves Matton. Mit seiner Frau im Auto hat Loeb dennoch einen Vorteil: "Ich bin nicht so schwer wie Daniel", lacht Séverine.
Das Loeb-Ehepaar im Citroën DS3 WRC ist natürlich Favorit auf den Sieg der Jubiläumsausgabe der Rallye du Condroz. Aber es wird sicher kein Spaziergang, warnt die Copilotin. Denn nach wenigen Kilometern der Streckenbesichtigung gab es schon den ersten Platten. Und beide Loebs stellen klar, dass es ihnen nicht um den Sieg geht. "Wir sind hier, um Spaß zu haben."
Leider ist das Starterfeld ansonsten ziemlich mau. Weder Landesmeister Freddy Loix, noch sein Vorgänger Pieter Tsjoen sind. Auch Thierry Neuville hat verzichtet - und ist trotzdem Thema in Huy, denn derzeit wird heftig über einen Wechsel zu Hyundai spekuliert. Vom Rekordweltmeister gab es jedenfalls ein dickes Lob für den St. Vither. "Er hat mich wirklich überrascht. Ich hatte nicht erwartet, dass er so schnell und so regelmäßig fährt. Er ist auf dem richtigen Weg."
Wo Sébastien Loeb nächstes Jahr fährt, steht schon seit langem fest. Er hat sich aus der Rallye-Weltmeisterschaft verabschiedet und sucht in der Tourenwagen-WM eine neue Herausforderung. "Es ist ganz anders als Rallye. Ich muss alles neu lernen - auch, dass ich mich selbst in Frage stellen muss. Deshalb ist es für mich sehr aufregend", erklärt Loeb die Entscheidung für die WTCC.
Trotzdem will Loeb hin und wieder bei kleineren Rallyes an den Start gehen. Sehr zur Freude seiner Fans, die schon am Tag seiner Ankunft in Scharen nach Huy gepilgert waren. "Wenn man diese Begeisterung sieht, wird einem ganz warm ums Herz", sagt auch Frau Séverine.
Rallye du Condroz
Von Freitag bis Sonntag stehen insgesamt 27 Wertungsprüfungen und 266 Wertungskilometer auf dem Programm. Los geht es am Freitag um 15 Uhr mit der Show-WP "Ben-Ahin", der einzigen am ersten Tag. Für alle, die nicht warten wollen, gibt es vorher den Shakedown in Marchin (8 bis 12 Uhr). Der Samstag startet um 09:10 Uhr, der Sonntag bereits um 07:37 Uhr. Der Sieger steht gegen 17 Uhr fest.
Insgesamt sind in Huy zehn World Rallye Cars dabei, darunter drei der neuen 1,6l-Generation (Loebs Citroën DS3, Dominique Jullien im Mini WRC und Jourdan Serderidis im Ford Fiesta WRC). Besonders spannend wird der Kampf in der Kategorie R2 mit unter anderem 19 Peugeot 208 R2!
Aus Ostbelgien ist nur ein Auto am Start: Stephan Hermann und Achim Maraite (Fiat Punto). Yannick Neuville musste aus budgetären Gründen auf die Teilnahme verzichten. BRF1 berichtet am Sonntag im Sporttreff live aus Huy.
Bilder: Fred Guisset
