Nach seinem persönlich wohl größten Moment als Fußballer verschwand König Franck durch den Hinterausgang. Die wartende Weltpresse im Kellergang des Forum Grimaldi von Monaco ließ Ribéry verdutzt stehen wie sonst seine Gegenspieler nach einem famosen Dribbling. Europas Fußballer des Jahres 2013 hatte es eilig.
Es wartete der Flieger nach Prag zum Supercup seines FC Bayern gegen den FC Chelsea am Freitagabend. Wer etwas über den Gemütszustand des Franzosen wissen wollte, hatte vorher einfach nur genau hinschauen müssen. Zärtlich hatte Ribéry die Trophäe für den Besten des Kontinents im Arm gehalten. "Das ist ein großartiger Moment für mich", sagte der Franzose. Jeder glaubte es ihm gerne.
Der folgende Gratulantenchor machte deutlich. Die Ehrung ist auch eine Anerkennung für Ribérys Wandlung zum seriösen, hart für den Erfolg arbeitenden Sportsmann. Im Prinzensaal des Forum Grimaldi verfolgte Karl-Heinz Rummenigge mit einem für einen Fußball-Boss ungewöhnlich gerührten Blick die Siegerehrung. "Man kann Franck nur einen herzlichen Glückwunsch aussprechen. Er hat mit Bayern das Triple gewonnen und eine fantastische Saison gespielt. Er hat es verdient", sagte der Münchner Vorstandschef, der 1980 und 1981 als letzter Bayern-Profi zu Europas Fußballer des Jahres gekürt worden war.
Seit seiner Ankunft bei den Bayern ist für Ribéry viel passiert. An seinem fußballerischen Talent gab es nie Zweifel. Aber die Flausen im Kopf drückten sich nicht nur durch seine lustigen Jubelarien als Trophäendieb nach Titelgewinnen aus. Bei der WM 2010 in Südafrika wurde er in Frankreichs streikendem Chaos-Team als ein Rädelsführer ausgemacht und zu seinem Unverständnis für drei Länderspiele gesperrt. Eine Prostituiertenaffäre sorgte kurz darauf für unangenehme Schlagzeilen aus dem Privatleben. Diese Zeiten scheinen nun vergessen. Die Auszeichnung empfindet Ribéry auch als Ansporn, den Erfolgsweg weiterzugehen.
Tatsächlich lag Ribéry bei der Anzahl der eigenen Tore (11) weit hinter den Finalkontrahenten Lionel Messi (60) und Cristiano Ronaldo (55). Bei den Vorlagen schnitt er aber am besten ab (21:18:14). Nahezu Verhältnisse wie bei einer bayerischen Landtagswahl in den 80er Jahren herrschten beim Voting der 53 Journalisten in Monaco: 67,9 Prozent der Stimmen entfielen auf Ribéry, nur 26,4 Prozent auf Messi. Gala-Schwänzer Cristiano Ronaldo, der seine dritte Niederlage bei der Europa-Wahl in Serie wohl nicht live auf der Bühne erleben wollte, bekam drei Stimmen und somit gerade einmal 5,7 Prozent.
Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa/wb - Bild: Valery Hache (afp)