Beim Rollstuhl-Rugby fehlen die vom herkömmlichen Rugby bekannten Spielsituationen. Dafür gehören Crashs, bei denen die Rollstühle zusammenkrachen, zum Standard. Darum nannte man den Sport zu Beginn auch "Murderball".
Wer aber glaubt, beim Rollstuhl-Rugby entscheide nur brachiale Gewalt über Sieg und Niederlage, liegt falsch. Taktik und Teamgeist spielen eine wichtige Rolle. "Es ist wie Schachspielen auf einem großen Feld, da ist viel Taktik dabei", erklärt Michael Hoim, Spielertrainer der Euregio Borderline Rollstuhl-Rugbymannschaft.
"Man muss schon Wege vordenken, wo es nicht nur um Schnelligkeit geht. Nach dem Motto, wenn ich jetzt so fahre, mache ich dem anderen den Weg so lang, dass es für ihn schwieriger wird ein Tor zu machen", so Hoim.
"Das ist ein ziemlicher Unterschied zum Rollstuhl-Basketball, wo auch viel über Kraft und Schnelligkeit geht. Das ist im Rollstuhl-Rugby nicht immer so." Die Rollstühle werden eigens für das Rollstuhlrugby hergestellt und dem jeweiligen Spieler angepasst. Zur Stabilisation benötigen die Spieler zum Teil Hüft-, Bein- oder Rumpfgurte. Handschuhe bringen bessere Haftung beim Antreiben des Rollstuhls oder beim Halten des Spielballs.
Der Spielball sieht aus wie ein Volleyball und muss von einem Spieler in eine Endzone befördert werden: Sind Spieler, Ball und zwei Räder seines Rollstuhls hinter dieser Linie, gibt es einen Punkt. "Das ist die Namensparallele zum Rugby, weil man sobald man mit zwei Rädern - also zwei kleinen oder zwei großen - über die Linie ist, einen Punkt macht. Die anderen versuchen natürlich durch Einsetzen ihres Rollstuhls, die gegnerische Mannschaft daran zu hindern."
Seit 2010 wird die noch recht junge Sportart auch in Aachen ausgeübt. Die Euregio Borderline RR gehen in der deutschen Regionalliga auf Punktejagd. Zum Team gehören neben deutschen und niederländischen Spielern auch drei Belgier - unter anderem Yves Krauth aus Kelmis. "Wenn man in Aachen wohnt, fünf Kilometer von zwei Grenzen, dann liegt es einfach nahe, auch darüber hinaus zu schauen. Schließlich löst sich dann auch irgendwann die Nationalität auf. Dann ist man Europäer, hat immer noch seine Eigenheiten und das ist auch gut so ", erklärt Hoim.
"Die Feldsprache im Rugby ist Englisch, also müssen wir sowieso Englisch reden. Für uns alle eine Fremdsprache und dann heben sich auch die sprachlichen Barrieren auf. Man hat nur noch die persönlichen Ticks oder Eigenheiten und die sind vollkommen nationalitätenunabhängig ..."
cr/sp - Bilder: Andreas Steindl