Es ist die Aufmachergeschichte in quasi allen flämischen Zeitungen: "Vizelandesmeister Zulte-Waregem zieht nach Antwerpen um". Damit hat niemand gerechnet, am wenigsten in Waregem selbst.
Vom Stuhl gefallen sei er, obgleich er doch nüchtern gewesen sei, sagt Franky Dury in den Zeitungen Het Nieuwsblad und Het Laatste Nieuws. Selbst der Trainer wusste also bis zuletzt nichts von der Idee, die derzeit die Welt des Profifußballs erschüttert.
Ein solcher Standortwechsel ist allein aus geografischen Gründen nicht unbedingt naheliegend: Waregem liegt knapp 90 Kilometer von Antwerpen entfernt, zwischen Gent und Kortrijk.
Hintergrund ist wohl die Pleite des Antwerpener Traditions-Clubs Beerschot. Der Verein wurde am Dienstag endgültig für bankrott erklärt. Weil sich das längst abzeichnete, hat der Antwerpener Bürgermeister Bart De Wever schon seit einiger Zeit im Stillen Verhandlungen geführt, um einen neuen Erstligisten in seiner Stadt anzusiedeln.
Diese Idee hat aber in Waregem für ein mittleres Erdbeben gesorgt. Noch vor drei Tagen hat die Stadt überschwänglich ihre Mannschaft gefeiert, die ja völlig überraschend auf Platz zwei hinter Meister Anderlecht gelandet war. Einen möglichen Umzug ihres Vereins wollen die Fans denn auch nicht hinnehmen, allen voran der Bürgermeister von Waregem, Kurt Vanryckeghem. Der nannte den Präsidenten des Fußballclubs einen "Judas".
Zulte Waregem will auf einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag Details seiner Zukunftspläne bekannt geben. Auf seiner Internetseite versichert der Club, dass die erste Mannschaft in der kommenden Saison in jedem Fall weiter in Waregem spielen werde.
rop/belga/vrt/jp - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)