Der Ex-Bundesliga-Profi zeigte sich angetan vom Eupener Offensivfußball, machte aber auch einige kritische Anmerkungen. Bernd Rauw glaubt nicht, dass man mit einem Junioren-Team in die 1. Division aufsteigen kann.
Bernd Rauw: "Die Eupener spielen einen sehr offensiven Fußball, schön anzuschauen, aber manchmal ziemlich blauäugig. Heute waren sie erfolgreich vom Technischen und vom Läuferischen her. Was die Beweglichkeit auf dem Platz und das Spiel ohne Ball angeht, da ist es schon sehr beeindruckend."
Das war natürlich aus Eupener Sicht auch ein Spiel um die goldene Ananas. Man konnte befreit aufspielen. Das hat man auch gemerkt, das hat sich positiv ausgewirkt.
Bernd Rauw: "Ich kann es damit vergleichen, wie wir früher gegen Amateurmannschaften gespielt haben, wo auch sehr viele 18-, 19-, 20-jährige Spieler waren. Die haben immer ähnlich gespielt. Technisch und läuferisch unheimlich stark und sehr offensiv denkend. Heute hat es Spaß gemacht, zuzuschauen. Wenn es gegen stärkere Gegner geht, kann das auch mal nach hinten losgehen.
Das heißt also, mit einer Juniorenmannschaft kann man in einer 2. Division nicht mitspielen?
Bernd Rauw: "Doch, sehr gut sogar. Wir haben es ja heute gezeigt und ich glaube auch im Laufe der Saison stehen wir eigentlich doch ganz gut da. Ich glaube nur, wenn es in entscheidende Phasen geht und gegen stärkere Gegner, dann könnte es schwieriger werden."
Oudenaarde war ein Abstiegskandidat. Das war ein leichterer Gegner. In der Rückrunde, als es darum ging, sich für die Aufstiegsrunde zu qualifizieren gegen die vier Top-Mannschaften, da hat man nur einen einzigen Punkt geholt. Das war natürlich zu wenig. Deshalb die Frage: Kann man mit so einer Mannschaft planen, kann man mit Junioren den Aufstieg in die 1. Division schaffen?
Bernd Rauw: "Vom Gefühl her denke ich, dass so eine junge Mannschaft, die fast ausschließlich mit jungen Spielern agiert, kaum aufsteigen kann. Andererseits stellt sich die Frage, ob das überhaupt das Ziel hier in Eupen ist. Es ist ein Verein, wo die Spieler Spielpraxis bekommen und wie das Ziel ist, das müssen die Verantwortlichen von Eupen wissen."
Die Katarer behaupten, sie wollen wohl aufsteigen. Gehen wir mal davon aus, das stimmt, dann müssen auch erfahrene Spieler mit diesen Junioren zusammen eine Mannschaft formen. Sie haben jetzt den Torwart Jonas Deumeland, 25 Jahre alt, verpflichtet. Er hat sich also dafür entschieden, bei so einem Projekt mitzumachen. Frage an Sie: Als junger Fußballprofi, in dem Alter Anfang 20, hätten Sie da mitgemacht oder hätten Sie sich doch lieber für einen, zwischen Anführungsstrichen, normalen Verein entschieden?
Bernd Rauw: "Was in den Gesprächen läuft und was für die einzelnen Spieler für eine Perspektive aufgezeigt wird, kann ich ja nicht beurteilen. Deumeland wird schon seine Gründe haben, seinen Vertrag verlängert zu haben. Ich war nie in der Situation, deshalb ist natürlich schwierig zu beurteilen, wie ich dann reagiert hätte. Ich habe heute das eine Spiel gesehen, das war vom Fußballspielerischen ein attraktives Spiel, mit viel Tempo, wo besonders ein Spieler mich extrem überzeugt hat. Wer wirklich herausgestochen hat, das war der Anthony Bassey. Wie die Planungen der einzelnen Spieler sind oder die des Vereins, das hat mich nicht zu interessieren. Deshalb gebe ich am liebsten nur eine Einschätzung zum Spiel heute."
Scheinbar ist Lüttich an Anthony Bassey interessiert, können Sie das verstehen?
Bernd Rauw: "Nach dem Spiel heute auf jeden Fall. Also, ich tue mich ja immer schwer, einzelne Spieler herauszuheben. Aber der war heute schon absolut herausragend. Von der Dynamik her, von der Schusstechnik und von seiner Spielintelligenz ist er ein außergewöhnlich guter Fußballer."
Haben Sie sonst noch irgend jemanden unter den afrikanischen Spielern gesehen, der leicht den Sprung in die 1. Division oder irgendwo anders in eine höhere Liga schaffen könnte?
Bernd Rauw: "Es ist schon mal beeindruckend, dass so junge Spieler so guten Fußball spielen. Nach einem Spiel eine Einschätzung zu geben, das ist relativ schwierig. Heute war es nun mal der Bassey, der mich total überzeugt hat. Es waren aber auch noch andere sehr gute Fußballer auf dem Platz, die sich sicherlich noch weiter entwickeln werden. Das ist ja auch die Philosophie, die die Katarer hier wahrscheinlich verfolgen: Dass sie in einer europäischen Liga Spielern die Spielpraxis geben. Deshalb glaube ich schon, dass der ein oder andere den Sprung schaffen kann."