Vor dem Spiel zwischen Standard Lüttich und dem RSC Anderlecht haben die Standard-Fans gegen das System der Play-Off mit zahlreichen Spruchbändern demonstriert.
Darauf stand zu lesen: Die normale Meisterschaft würde wertlos, es gehe nur ums Geld, die Tickets würden immer teurer und deshalb gingen auch die Zuschauerzahlen zurück. Womit die Fans nicht unrecht hatten, denn der "Clasico" in Sclessin war nicht ausverkauft.
Und auch den Spielern schien das erneute Aufeinandertreffen von Standard und Anderlecht keinen Spaß zu machen. Sie begnügten sich mit einer Nullnummer, die keinem hilft. Standard bleibt auf Platz 5, Anderlecht muss befürchten, dass Zulte-Waregem an ihnen vorbeizieht.
In der Halbzeit sprachen wir mit einem Scout von Tottenham, der sich das belgische System der Play-Off erklären ließ und anschließend nur meinte, Sir Alex Ferguson von Manchester United würde vor Gericht ziehen, sollte der englische Fußballverband ihm nach der regulären Meisterschaft den Punktevorsprung seines Teams halbieren.
Der belgische "Clasico" war aber auch vielleicht deshalb enttäuschend, weil die Champions League sich momentan in der entscheidenden Phase befindet. Bei einem belgischen "Clasico" zwischen den Hin- und den Rückspielen des Viertelfinales des größten europäischen Wettbewerbs bleibt ein Vergleich nicht aus. Die Erfolge der belgischen Fußballnationalmannschaft haben in den letzten Monaten darüber hinweggetäuscht, wie weit die 1. Division hinter der europäischen Spitze hinterherhinkt.
Der Scout aus England hatte keinen Namen auf die Wunschliste von Tottenham notiert, als er am Samstagabend von Lüttich nach Lille weiterfuhr. Nicht den von Lucas Biglia, der so gerne in die Premier League wechseln würde, und sicher nicht die Namen von Milan Jovanovic und Jelle Van Damme, die es schon in England versucht haben, ohne großen Erfolg. Und dabei gehörten diese drei noch zu den Besten beim belgischen "Clasico" zwischen Standard und Anderlecht.
Bild: Virginie Lefour (belga)