Die Roten Teufel, also die Fußballnationalmannschaft, stehen derzeit ganz hoch im Kurs. Seit Jahren schon hat es wohl nicht mehr so einen Wirbel um die Nationalelf gegeben. Und wie kein Zweiter steht Vincent Kompany, der Kapitän der Roten Teufel, stellvertretend für die Mannschaft. Kompany gilt als Musterprofi, ist zudem perfekt zweisprachig und symbolisiert auch ein gewisses 'belgisches' Zusammengehörigkeitsgefühl.
Kompany will jetzt in einen Brüsseler Fußballclub investieren. Aber das tut er nicht allein aus finanziellen Gründen. Dazu würde auch nicht der Club passen, in den er Geld stecken will. Das ist der FC Bleid. Der Club ist nur eingefleischten Fußballfreunden ein Begriff. Der FC Bleid ist in Molenbeek zuhause, einem Brüsseler Problemviertel. Und genau das ist der Punkt: Für Kompany ist das ein rein sportliches und vor allem soziales Engagement, Kompany will hier ganz ausdrücklich die Brüsseler Jugendlichen ansprechen.
In einem Kommunique hat Kompany seine Pläne verdeutlicht: "Ich glaube an die Brüsseler Jugendlichen und ihr Potential. Ich bin selbst in Brüssel aufgewachsen; ich bin einen von ihnen, und ich glaube, dass sie viel erreichen können, wenn man ihnen nur die Chance gibt". Deswegen habe er sich eben dazu entschlossen, in einen Fußball-Club zu investieren, so Kompany. Angesprochen seien jetzt in erster Linie erstmal Jugendliche aus den 19 Brüsseler Gemeinden.
Wichtig sei für ihn, dass ideale Rahmenbedingungen für die Jugendlichen entstehen - nicht nur sportlich: Die jungen Menschen sollten auch einen gewissen sozialen Halt bekommen, in einem Leben, das oft komplex ist. Es solle also mehr werden als nur ein Fußballclub.
In dem Kommuniqué heißt es weiter, er werde das natürlich nicht alleine machen, sondern das Tagesgeschäft einigen Vertrauenspersonen überlassen. Präsident des Vereins wird übrigens eine Präsidentin: Kompanys Schwester Christel. Und auch das ist kein Zufall. In einem Interview mit dem Sport-Footmagazine sagt er ausdrücklich, dass er damit ein Zeichen setzen will gegen das in Belgien typische Machotum im Fußball: seine Schwester, also eine schwarze Frau, an der Spitze eines Fußballclubs, das sei doch ein klares Signal, sagt Kompany.
Außerdem werden auch einige der bisherigen Club-Verantwortlichen übernommen. Vizepräsident des FC Bleid war bislang Michel De Wolf. Den kennt man noch von früher, der war mal Nationalspieler, unter anderem im Kader der berühmten Mannschaft, die bei der WM 1986 Vierter geworden ist.
Michel De Wolf jedenfalls ist sehr glücklich über das Engagement von Vincent Kompany; das sagte er dem Fernsehsender TeleBruxelles. Es gebe frischen Wind, sagt Michel De Wolf; und dieser frische Wind komme von keinem Geringeren als Vincent Kompany, einem der besten belgischen Spieler im Moment. Und was total positiv sei: Vincent Kompany mache das nicht fürs Geld, sondern nur mit Blick auf die Brüsseler Jugendlichen: Die sollten das bekommen, was er gehabt hat.
Der Club soll jetzt umgetauft werden. Kompany will etwas ganz Neues auf die Beine stellen. Das schreibt er auch in seinem Kommuniqué: Er wolle den Grundstein legen für einen Brüsseler Club, der für Passion und positive Einstellung stehe. Und wenn er "Grundstein" sage, dann meine er das auch so: "Wir fangen bei Null an", schreibt Kompany, deswegen auch die Internet-Seite: westartfromscratch.com: Wir beginnen von vorn. Also: neuer Name, neues Logo, neue Farben, neues Vereinsmotto.
Er wolle das aber nicht von oben herab entscheiden. Die Fans sollen sich an diesem Prozess beteiligt werden. Einzige Bedingung: im Namen muss ein klarer Verweis auf Brüssel sein. Vorschläge aller Art können also eingerecht werden auf besagter Webseite westartfromscratch.com. Und anscheinend sind in kürzester Zeit schon über 1200 Mails eingegangen. Erstmal droht Kompanys neuem Verein aber der Abstieg. Der FC Bleid steht derzeit ziemlich abgeschlagen auf dem letzten Platz der dritten Division B. Aaber Kompany sagt ja selbst: Wir beginnen von vorn.