Eine spanische Party hatte es bei Eiskunstlauf-Europameisterschaften noch nie gegeben. Als der 21 Jahre alte Ausnahmekünstler Javier Fernandez in Zagreb das erste Gold für sein Land gewann, fielen sich Sportler, Funktionäre und der einzige nach Zagreb gereiste Journalist in die Arme und küssten sich.
Als Fernandez gefragt wurde, ob er einmal so berühmt die Fußballasse Lionel Messi und Cristiano Ronaldo werden würde, musste der bescheidene Schüler des Olympia-Zweiten Kanadiers Brian Orser nur lachen.
In Spanien gibt es kaum Eishallen und er trainiert in Toronto. Fernandez ist Schüler des Kanadiers Brian Orser, der selbst schon eine Silbermedaille bei Olympischen Spielen gewonnen hat. Auf dem Eis brannte der kleine Fernandez als Charlie Chaplin ein Sprungfeuerwerk mit drei vierfachen Sprüngen ab und erklärte später ziemlich zielstrebig seine Ziele: "Brian Orser hat Kim Yu-Na zur Olympiasiegerin gemacht. Ich möchte auch einer werden."
Fast hätte der Spanier Fernandez seinen Europameistertitel übrigens verpasst. Auf dem Flug nach Zagreb ging bei einem Zwischenstopp in München der Koffer mit seinen Schlittschuhen verloren, so dass er zunächst nicht trainieren konnte. Am Ende tauchte der Koffer aber doch noch auf, dank einer deutschen Eislauf-Funktionärin, die sich den Koffer beschreiben ließ, ihn am Flughafen im Fundbüro suchte und mit nach Zagreb brachte.
WM in Kanada
Nun will der technisch saubere und ausdrucksstarke Athlet bei der WM im März in Kanada der Konkurrenz aus Japan und Nordamerika zeigen, dass die europäischen Läufer auf dem Weg nach Sotschi 2014 angreifen wollen. "Um ihn zu schlagen, müsste man schon vier Vierfache springen", meinte der unterlegene Franzose Florent Amodio. Das ist noch niemandem gelungen. Und angesichts der Klasse des sympathischen Spaniers war von dem neun Jahre älteren Jewgeni Pluschenko, der verletzt vor der Kür aufgegeben hatte, schon lange keine Rede mehr.
Zum Abschluss der Damen-Konkurrenz ging es weniger um Sprünge als vielmehr um die künstlerische Klasse der grazilen Südtirolerin Carolina Kostner, die sich dank ihres einmaligen Laufstils mit dem legendären "Bolero" gegen die 16 Jahre alten Russinnen Adelina Sotnikowia und Elisaweta Tuktamischewa knapp durchsetzte.
dpa/wb - Bild: Hrvoje Polan (afp)