"Mein Ziel war es immer, so viele WM-Rallyes wie möglich zu bestreiten. Bei Citroën war das nötige Budget für eine ganze Meisterschaft nicht da, also habe ich Kontakt mit Ford aufgenommen. In den letzten Tagen hat sich dann alles sehr schnell konkretisiert, bis zur Unterschrift", schildert der ostbelgische Rallyefahrer im Gespräch mit der BRF-Sportredaktion.
Alle 13 WM-Läufe stehen für Thierry Neuville und Copilot Nicolas Gilsoul auf dem Programm. "Darauf bin ich sehr stolz. Und für meine weitere Entwicklung ist das enorm wichtig."
Nicht ganz unschuldig am Wechsel von Citroën zum britischen Team M-Sport ist Nasser Al-Attiyah aus Katar, den es zuvor ebenfalls von Citroën zu M-Sport gezogen hatte. Al-Attiyah hatte dem 24-jährigen St. Vither diese Saison die Starts bei den WM-Läufen in Neuseeland und in Italien ermöglicht und auch keinen Hehl daraus gemacht, dass er seinen Kollegen gerne zu M-Sport lotsen würde. "Natürlich spielt Nasser eine wichtige Rolle. Er hat immer gesagt, dass er mich gerne unterstützen würde. Nasser hat natürlich das nötige Budget. Auch wenn ich mit M-Sport verhandelt habe, bin ich mir sicher, dass Nasser dazu beigetragen hat."
"Der Fiesta war dieses Jahr bei allen Läufen sehr schnell unterwegs und eine große Konkurrenz für Citroën. Dadurch bin ich ziemlich sicher, dass das Auto auch nächstes Jahr auf dem Niveau sein wird. Die Entwicklung wird durch Ford weitergeführt." Auch wenn Ford sich als Werksteam aus der Weltmeisterschaft zurückzieht, steht der Hersteller doch hinter der Mannschaft von Malcolm Wilson. So soll kein Nachteil für das semi-offizielle Team M-Sport entstehen. Finanziert werden die Einsätze vom Wüstenstaat Katar.
"Leider konnte ich das Fahrzeug noch nicht testen. Aber ab Anfang Januar werde ich sofort im Fiesta sitzen und so viele Kilometer wie möglich abspulen", sagt Neuville. "Das Team ist eigentlich aufgestellt wie ein richtiges Werksteam, Malcolm Wilson hatte jahrelang die Unterstützung von Ford. Das Team bleibt das gleiche. Für uns Fahrer ist es natürlich ein Umschwung, aber man muss flexibel sein. Das ist unser Job."
"Die Entscheidung war nicht allzu schwer, weil das Angebot einfach perfekt war. Natürlich habe ich eine gute Zeit mit Peugeot und Citroën gehabt, einige schöne Jahre dort erlebt und Erfolge gefeiert. Aber ich bin auch froh, zurück bei Ford zu sein, wo meine Karriere begonnen hat." 2008 hatte Neuville den belgischen Ford-Nachwuchswettbewerb gewonnen und die Saison im Ford Fiesta ST bestritten. "Jetzt hoffe ich dass alles gut verläuft, dass nächstes Jahr ein großer Erfolg wird und dass wir gut vorbereitet sind für 2014 und viele weitere Jahre."
Saisonstart in einem Monat - mit der "Monte" ...
Die Saison 2013 startet bereits in einem Monat mit der Rallye Monte Carlo (16. bis 19. Januar). "Ich denke schon, dass Monte Carlo wieder eine sehr schwierige Rallye wird. Das Wetter ist unvorhersehbar und wie man in den letzten Jahren gesehen hat, hatte ich immer große Schwierigkeiten bei dieser Rallye. Das soll uns aber nicht daran hindern, dieses Jahr eine tolle Leistung abzuliefern. Regularität zählt enorm, deswegen sollten wir nicht an unsere Grenzen gehen. Viele Unfälle werden passieren, falsche Reifenwahl usw ... das heißt, dass man selbst durch eine langsamere Fahrweise am Ende auf dem Podium landen kann."
In der vergangenen Saison fuhr Neuville elf Bestzeiten. Das beste Ergebnis war der vierte Platz in Frankreich. "2012 war ein gutes Jahr für uns, leider auch mit großen Enttäuschungen. Manchmal haben wir auch Fehler gemacht, die nicht hätten passieren dürfen. Aber wir versuchen, daraus zu lernen und hoffen, dass 2013 um einiges besser werden wird und dass wir an die Erfolge aus der IRC 2011 anknüpfen können - mit vielleicht einem oder zwei Siegen. Wenn wir hier und da auf dem Podium landen könnten, wäre das schon eine Topleistung. Aber wir sind schließlich in der Weltmeisterschaft, da gibt es nur gute Fahrer und gute Teams, das wird nicht einfach."
Erstmal ist für Neuville aber Erholung angesagt. "Die letzte Zeit war sehr stressig, vor allem weil ich nicht wusste, wo ich nächstes Jahr unterwegs sein werde, ob überhaupt und wenn ja wieviel. Im Moment ist es auch eine stressige Zeit mit den ganzen Interviews, aber das wird sich schnell wieder legen. Und Weihnachten kann ich die Zeit mit meiner Familie genießen."
mr/km - Archivbild: Willy Weyens