Sebastian Vettel und Fernando Alonso steckten kurz die Köpfe zusammen. Ein Handy-Video des Ferrari-Stars lieferte den Formel-1-Titelrivalen ein paar Sekunden Ablenkung von der Anspannung vor dem vielleicht schon WM-entscheidenden USA-Rennen.
Den Gedanken an den möglichen Titel-Hattrick in seinem 100. Grand Prix schob Vettel am Donnerstag beiseite. "Es ist schwer, schon jetzt die richtigen Worte dafür zu finden, was das bedeuten würde", sagte der Doppel-Weltmeister bei seinem ersten Auftritt im texanischen Austin.
Vettel müsste beim vorletzten Saisonrennen am Sonntag (20.00 Uhr MEZ) 15 Punkte mehr als Verfolger Alonso einfahren, um vorzeitig den dritten WM-Triumph perfekt zu machen. Der Spanier aber setzt fest darauf, dass bis zum Finale in Brasilien eine Woche später alles offen bleibt. "Ich bin sehr zuversichtlich. Ich vertraue in mein Team, ich vertraue auf mich selbst", sagte der Spanier.
Exakt dasselbe wie an jedem anderen Wochenende
Demonstrativ gelassen gaben sich die beiden Kontrahenten bei der Fragestunde des Weltverbands im überfüllten Pressesaal des neuen "Circuit of the Americas". Alonso spielte immer wieder mit gesenktem Kopf an seinem Mikrofon, Vettel scherzte mit Sitznachbar Kimi Räikkönen. "Es ändert sich nichts an unserer Vorbereitung. Es ist exakt dasselbe wie an jedem anderen Wochenende", beteuerte Alonso.
Vettel allerdings setzt bei der Formel-1-Rückkehr in die USA in jedem Fall einen kleinen Meilenstein. Die Aufnahme in den Hunderter-Club der Königsklasse registrierte der Red-Bull-Pilot mit einer Spur Verwunderung. "Es fühlt sich noch gar nicht so lang an. Das zeigt einfach, wie die Zeit verfliegt, wenn man etwas macht, das man wirklich mag und genießt", sagte der 25-Jährige.
In der Tat hat Vettel bisher alles im Schnelldurchgang erledigt. Vor fünf Jahren, als die Formel 1 zum bislang letzten Mal in den USA gastierte, gab der Jüngling als Ersatz für Robert Kubica im BMW-Sauber sein Debüt - und holte in Indianapolis als jüngster Fahrer der Geschichte einen WM-Punkt. Danach rauschte Vettel Richtung Spitze, nun winkt der dritte Titel. Noch im Juli hatte Vettel 44 Punkte Rückstand auf Alonso.
Disziplin und Vertrauen
Auch Alonsos Sticheleien der vergangenen Wochen bringen den Deutschen nicht aus der Ruhe. "Er weiß, worauf es ankommt. Diese Sachen lassen aber nicht nur ihn, sie lassen auch uns kalt", beteuerte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. "Wir sind auf diese Spielchen ja gar nicht weiter eingegangen, sondern konzentrieren uns auf das, was notwendig ist, um das Auto schnell zu machen."
Disziplin, der Glaube an die eigene Stärke, das Vertrauen ins Team und ein enormes Fachwissen - das alles sind aus Markos Sicht die Qualitäten, die Vettel den Weg auf den Formel-1-Thron geebnet haben. Jüngst in Abu Dhabi brachte der Titelverteidiger wieder ein paar Kritiker zum Schweigen, als er zeigte, dass er durchaus auch als Überholkünstler von ganz hinten aufs Podium fahren kann. "Man ist niemals so gut, wie die Leute sagen - aber auch niemals so schlecht", erklärte Vettel danach.
Hamilton versichert: Bereue Wechsel zu Mercedes nicht
Formel-1-Pilot Lewis Hamilton hat der Behauptung seines Teamchefs widersprochen, er würde seinen Wechsel zu Mercedes bereits bedauern. "Ich war überrascht, das zu hören. Das ist nicht der Fall", sagte der McLaren-Fahrer am Donnerstag in Austin.
McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh hatte zuvor in einem Interview auf der offiziellen Formel-1-Internetseite vermutet, Hamilton habe seine Entscheidung bereits "das eine oder andere Mal" bereut. Der Weltmeister von 2008 hatte sich Ende September unerwartet dazu entschlossen, als Nachfolger von Rekordchampion Michael Schumacher zum derzeit schwächelnden Mercedes-Team zu wechseln.
Bei McLaren war Hamilton über das Nachwuchsprogramm zum Formel-1-Piloten ausgebildet worden und hatte 2007 ein starkes Debüt gegeben. In den USA am Sonntag und eine Woche später in Brasilien bestreitet er nun seine letzten Grand Prix für den Rennstall. "Es ist ein tolles Team, das ist ziemlich emotional für mich", bekannte der Brite, betonte aber: "Ich bin glücklich mit meiner Entscheidung."
Von Christian Hollmann und Jens Marx, dpa - Archivbild: Jeon Heon-Kyun, epa