Die Radsportfans fiebern dem Finale der Straßenweltmeisterschaft mit dem Rennen der Profis entgegen. Die Experten rechnen mit einem harten Ausscheidungsrennen, bei dem es am Ende keinen Zufallssieger geben kann. Auf dem hügeligen und kurvenreichen Parcours in Südlimburg sind höchste Konzentration und reichlich Körner erforderlich.
Bevor es auf den 16 Kilometer langen Rundkurs von Valkenburg geht, legen die WM-Teilnehmer eine 100 Kilometer lange Anfahrt von Maastricht über Sittard und Heerlen bis dicht an die belgische Grenze bei Gemmenich und Bleyberg zurück. Der abschließende Rundkurs mit dem Bemelenberg und Cauberg wird zehn Mal befahren. Alles in allem ist das eine Strecke, auf der den Sprintern kaum eine Chance eingeräumt wird.
So geht dann auch der Weltmeister des letzten Jahres Marc Cavendish nach eigenem Bekunden davon aus, dass er in Valkenburg nicht viel zu bestellen hat. Der Weltmeister 2012 muss auch nach 260 Kilometern noch frische Beine haben und genügend Explosivität, um beim letzten Anstieg zum Cauberg die Konkurrenz abzuschütteln. Eigentlich der ideale Parcours für Philippe Gilbert, den nicht nur die belgischen Beobachter zum Kreis der aussichtsreichsten Titelanwärter zählen. Zumal Gilbert nach einer verkorksten Saison im Spätsommer endlich wieder auf Touren gekommen ist und bei der Spanienrundfahrt gleich zwei Etappensiege einfahren konnte.
Aus Spanien kommen Gilberts härteste Konkurrenten: Alejandro Valverde und vor allem Joacquim Rodriguez, dem gerade die steilen Schlussanstiege liegen. Der Slowene Peter Sagan sagt von sich selbst, dass er nicht mehr in der Tour de France-Form ist, wo er ja das Grüne Trikot eroberte, dennoch bleibt Sagan einer, den man auf der Rechnung haben sollte. Genau wie den Norweger Boasson Hagen, den Australier Simon Gerrans, den spanischen Ex-Weltmeister Oscar Freire und den Italiener Vincenzo Nibali. Aus dem starken Team der Niederländer wäre vor allem Lars Boom, der frühere Querfeldein-Weltmeister zu nennen, allzu gerne würde er das Regenbogentrikot auch einmal auf der Straße erobern.
An Konkurrenz fehlt es also nicht, da trifft es sich gut, dass sich die belgischen Teamkollegen von Philippe Gilbert bei den letzten Trainingsfahrten durch die Ardennen in guter Verfassung präsentierten. Allen voran Tom Boonen, der bei einem langen Anstieg richtig Gas geben konnte und Greg Van Avermaet, der schon einmal laut darüber nachgedacht hat, dass auch ihm das Regenbogentrikot gut zu Gesicht stehen würde.
In jedem Fall zeichnet sich ein spannendes Rennen ab, bei dem Kondition, Geschicklichkeit und Teamarbeit eine vorentscheidende Rolle spielen. Ganz am Ende geht es dann darum, wer auf der 1,2 Kilometer langen Steigung zum Cauberg bei maximal zwölf Prozent noch die meiste Power hat. Am Sonntag um 17 Uhr werden wir es wissen.
Bild: Dirk Waem (belga)