Dass es nach dem Premieren-Sieg 2011 der zweite Audi-Triumph werden würde, stand schon seit dem frühen Morgen fest, denn es lagen gleich drei Audi auf den ersten drei Rängen. Der erste der vier Spitzen-Audi (#6 mit Lotterer-Fässler-Kristensen) hatte sich ganz früh aus dem Kampf um die Spitze verabschiedet – und das ganz ohne eigene Schuld.
Von den drei verbliebenen war dann auch der WRT #2 am Sonntagmittag nach einem Abflug draußen. Blieben noch der Phoenix Audi #16 und der zweite Audi des Vorjahressiegers WRT von Teamchef Vincent Vosse, die sich einen mitreißenden Schlagabtausch lieferten.
Zwei Stunden vor Schluss war der Ausgang des Rennen noch völlig offen - die beiden Audi lagen innerhalb von nur wenigen Zehntelsekunden. Und das nach 22 Rennstunden! Die Entscheidung brachte ein schleichender Plattfuß am Audi #1 von Christopher Haase, Christopher Mies und Stéphane Ortelli. Durch den Reifenschaden musste das Team früher an die Box - gleichbedeutend mit einem zusätzlichen Stopp!
An die Spitze setzte sich also wieder der Audi #16, dieses Mal mit einem deutlichen Vorsprung und dem Anspruch, dort auch zu bleiben. Noch klarer wurde es dann in der letzten Rennstunde durch einen schlecht getimten Boxenstopp des Audi #1 während der Safety Car Phase und dazu eine Durchfahrtsstrafe wegen Überquerens der weißen Linie. Zu dem Zeitpunkt war der letzte Zweifel ausgeräumt: Der WRT-Audi würde den Vorjahressieg nicht wiederholen können.
Nach 509 Runden auf der 7,004 Kilometer langen Strecke ging der Sieg an die Markenkollegen vom deutschen Team Phoenix mit Andrea Piccini, René Rast und Frank Stippler. Nicht nur ein Doppelsieg für Audi in Spa, sondern 2012 auch der "24h-Hattrick": Audi hat als erster Konstrukteur überhaupt im selben Jahr die 24 Stunden von Le Mans, auf dem Nürburgring und in Spa gewonnen - innerhalb von nur 71 Tagen.
BMW lange in Führung
Blieben nur Platz drei und vier für BMW, die von den Startplätzen eins und zwei ins Rennen gegangen waren. Direkt nach dem Start hatte sich Maxime Martin (Marc VDS Racing Team) an die Spitze gesetzt und war lange vorn geblieben. Nur einmal musste der Z4 aus Charleroi zwischenzeitlich die Führung abgeben, Maxime Martin eroberte Platz eins aber pünktlich für die sechs Stunden-Wertung und die Extrapunkte für die Blancpain Endurance Series zurück.
In der Nacht fiel das Team dann aber durch verschiedene Zwischenfälle und die unsinnige Durchfahrtsstrafe für Markus Palttala auf Rang fünf. Der BMW mit Palttala, Bas Leinders und Maxime Martin beendet die 24 Stunden auf Rang vier - ohne die Strafe wäre das Treppchen drin gewesen. Den dritten Platz holte der BMW, der von der Pole gestartet war: der Z4 von Vita4One Racing mit Frank Kechele, Mathias Lauda und Greg Franchi.
Was in den Köpfen bleiben wird ...
Geprägt wurde die diesjährige Ausgabe vor allem von den heftigen Gewittern am Samstagabend und den teils auch sehr heftigen Unfällen (glücklicherweise ohne schwerere Verletzungen) - dadurch musste das Safty Car ein ums andere Mal ausrücken. Nach der Nacht standen ganze zwölf verlangsamte Phasen auf der Anzeigentafel. In den letzten Stunden hatten sich dann das Wetter und das Rennen beruhigt - trotzdem gab es die ein oder andere verlangsamte Phase. Zum allerletzten Mal kam das Safty Car in der letzten Stunde auf die Strecke, nachdem sich der Ferrari von Kessel Racing überschlagen hatte. Das war die 16. Unterbrechung!
Bis auf die Rekordanzahl Boxenstopps und die kräftigen Gewitter ist vor allem einer aufgefallen: Maxime Martin. Auch wenn er es mit dem Marc VDS Racing Team im BMW Z4 nicht aufs Podium schaffte, war Martin der schnellste Fahrer des Wochenendes. Der Brüsseler nahm der Konkurrenz im Regen bis zu acht Sekunden pro Runde ab. Maxime Martin saß noch dazu ganze zwölf Stunden im Auto - die Hälfte des Rennens!
Pechvögel der 64. Ausgabe: Der Audi #6 vom Team Phoenix mit den mehrfachen Le Mans-Siegern Lotterer-Fässler-Kristensen, einer der großen Favoriten. Lotterer war in der Anfangsphase total unverschuldet in der Einfahrt zur Boxengasse von einem McLaren abgeräumt worden. Das Team fiel durch die Reparaturarbeiten ans Ende des Feldes zurück und verlor ganze zwölf Runden, beendete das Rennen aber doch noch auf Rang sechs - mit ... acht Runden Rückstand auf die Spitze. Unter normalen Umständen hätte kein anderes Auto dem Dream Team den Sieg streitig machen können. Aber was ist bei einem Rennwochenende in Francorchamps schon normal ...
Bild: Audi AG