Bei der Fußball-Europameisterschaft ist das Halbfinale komplett. Als letzte Mannschaft zog Italien in die Runde der letzten vier Teams ein.
Vor 64.340 Zuschauern am Sonntagabend im Olympiastadion in Kiew verwandelte Alessandro Diamanti den entscheidenden Strafstoß. Nach 120 Minuten hatte es erstmals in diesem Turnier 0:0 gestanden. England war personell unverändert in das Duell gegangen, das Italien spielerisch klar bestimmte.
Der viermalige Weltmeister setzte gleich das erste Ausrufezeichen: Daniele De Rossi (3.) knallte einen Volleyschuss an den Pfosten von Keeper Joe Hart. Angetrieben von mehreren Tausend "Three Lions" stocherte dann Glen Johnson (5.) aus wenigen Metern in die Arme des glänzenden Gianluigi Buffon.
Es entwickelte sich ein klasse Spiel - die erste "La Ola" wogte in der 20. Minute durchs Stadion. Die Teams marschierten munter und wuchtig auf die Deckung des Gegners zu, obwohl zahlreiche Akteure mit Gelb vorbelastet waren. Nach einer starken Phase der Engländer kam Italien wieder besser ins Spiel.
Andrea Pirlo, Montolivo, de Rossi: Dem Übergewicht an ballsicheren Strategen im Mittelfeld konnten die taktisch unterlegenen Engländer wenig entgegensetzen. Danny Welbecks (32.) Schuss war zu wenig. Auf der Gegenseite versuchte es wieder mal Balotelli (43.) aus rund 25 Metern - sein Hammerschuss strich nur knapp übers Gehäuse.
Und wieder De Rossi! Kurz nach dem Seitenwechsel traf der Römer (48.) aus kurzer Distanz den Ball nicht richtig. Vier Minuten darauf konnten die furios gestarteten und nun klar überlegenen Italiener in Person von Balotelli und Montolivo Schlussmann Hart nicht bezwingen.
Roy Hodgson reagierte auf die uninspirierte Darbietung seines Teams: Andy Carroll (60.) und Theo Walcott (61.) kamen in die Partie. Vor allem Carroll sorgte in der Offensive für frischen Wind - im Gegensatz zu Rooney, der mehr und mehr abbaute. Kapitän Steven Gerrard fiel im Vergleich zum überragenden Pirlo merklich ab.
Bei den Italienern wurde vor allem in der knisternden Nachspielzeit die Müdigkeit spürbar. Die Engländer stellten sich hinten rein. Eine Flanke von Alessandro Diamanti (101.) touchierte den Pfosten. Antonio Nocerino (114.) traf aus Abseitsposition - ehe das Elfmeterschießen die Entscheidung zu später Stunde brachte.
Italien trifft damit am Donnerstag im Halbfinale auf Deutschland. Einen Tag vorher spielen Spanien und Portugal gegeneinander.
dpa/jp - Bild: Alessandro Diamanti (afp)