Ein Traumtor von Dortmunds Meisterspieler Jakub Blaszczykowski hat Polens Hoffnungen bei der Heim-EM gewahrt und den vorzeitigen Viertelfinal-Einzug von Geheimfavorit Russland verhindert. Kapitän "Kuba" rettete den Gastgebern mit seinem herrlichen Fernschuss-Treffer in der 57. Minute am Dienstagabend in Warschau das 1:1 (0:1) gegen die Sbornaja. "Jedes Tor für mein Land ist sehr wichtig für mich. Wir sind weiter drin", sagte der stürmisch umjubelte Torschütze. "Ein Super-Tor", lobte sein Dortmunder Teamkollege Robert Lewandowski.
Dabei schienen die Russen im Fußball-Prestigeduell vor 50 000 Zuschauern nach dem dritten Turniertreffer von Alan Dsagojew (37.) auf dem besten Weg, schon nach zwei Spieltagen den Sieg in Gruppe A perfekt zu machen. ""Wir haben phasenweise ausgezeichnet gespielt, aber einfach zu viele Chancen gebraucht", sagte Trainer Dick Advocaat. Dennoch geht sein Team mit nun vier Punkten als Spitzenreiter ins letzte Gruppenspiel gegen den Tabellenletzten Griechenland (1) am Samstag.
Die Polen haben jetzt zwei Zähler und können mit einem Sieg gegen die Tschechen (3) aus eigener Kraft weiterkommen. "Das ist für uns ein kleines Finale", sagte Blaszczykowski.
Überschattet wurde die politisch brisante Partie von Krawallen in der Warschauer Innenstadt. Polnische Hooligans griffen russische Fans an, mindestens elf Menschen wurden verletzt. Im Stadion provozierten die russischen Anhänger die Gastgeber mit einem Plakat mit Kriegs-Symbolik.
Auf dem Platz aber blieb alles fair, Schiedsrichter Wolfgang Stark aus Ergolding hatte die Partie bei seinem ersten EM-Einsatz jederzeit im Griff. Die Polen erwischten den besseren Start. Trainer Franciszek Smuda hatte sein Team gut auf die russischen Angriffswirbler eingestellt, die zu Beginn die Leichtigkeit des 4:1 gegen Tschechien vermissen ließen.
Erleichterte Tschechen feiern ersten EM-Sieg
Die riesige tschechische Erleichterung über das vermiedene EM-Aus entlud sich in überschwänglichem Jubel: Der Wolfsburger Petr Jiracek warf nach dem 2:1 (2:0)-Zittersieg gegen Griechenland sein verschwitztes Trikot ins Publikum und verteilte übermütig Küsschen. Petr Cech schleuderte nach seinem folgenlosen Patzer die Torwarthandschuhe in die tschechische Fan-Kurve. "Das war ein wichtiger Sieg für uns. Jetzt haben wir es selbst in der Hand", sagte Kapitän Tomas Rosicky mit Blick auf die letzte Vorrundenpartie am Samstag gegen Co-Gastgeber Polen.
Einzig die Achillessehnenprobleme des zur Halbzeit ausgewechselten Ex-Dortmunders trübten am Dienstagabend die Freude in Breslau ein wenig. Rosickys Einsatz ist nach eigenen Worten fraglich. Trainer Michal Bilek unterstrich: "Wir brauchen Tomas, denn er ist unser Schlüsselspieler."
Mit einem Wolfsburger Blitz-Doppelpack und starken Nerven hatten die Tschechen zuvor die ersten drei Punkte nach dem 1:4 gegen Russland eingefahren und Griechenlands Viertelfinalchancen minimiert. Im Duell der Ex-Europameister sorgten VfL-Profi Jiracek (3.) und sein künftiger Wolfsburger Teamkollege Vaclav Pilar (6.) für die schnellste 2:0-Führung der EM-Geschichte, Theofanis Gekas (53.) machte es wieder spannend. Zu mehr reichte es nicht für die Griechen, die vor dem letzten Spiel gegen Russland weiter nur einen Punkt haben und ihren Halbfinal-Erfolg gegen Tschechien bei der EM 2004 nicht wiederholen konnten.
"Wir wollten uns für das Russland-Spiel rehabilitieren, das ist uns gelungen", sagte Rosicky. Trainer Bilek fügte hinzu: "Wir haben super begonnen, das haben wir auch gegen Russland gemacht, aber diesmal haben wir weiter standgehalten."
dpa/jp - Bild: Christof Stache (afp)