Die Europäische Fußball-Union hat auf die jüngsten Rassismusvorwürfe bei zwei EM-Spielen reagiert und Untersuchungen eingeleitet. Das teilte UEFA-Sprecher Robert Faulkner am Dienstag in Warschau mit.
«Aufgrund neuer unabhängiger Informationen in Bezug auf vermeintlich rassistische Gesänge während der Spiele Spanien gegen Italien und Russland gegen Tschechien hat die UEFA nun Ermittlungen aufgenommen», sagte Faulkner. Zum jetzigen Zeitpunkt sei allerdings noch kein Disziplinarverfahren eröffnet.
Der italienische Angreifer Mario Balotelli (beim 1:1 gegen Spanien) und der tschechische Verteidiger Theodor Gebre Selassie (beim 1:4 gegen Russland) sollen bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine von Zuschauern rassistisch beleidigt worden sein.
Den UEFA-Untersuchungen im Fall Balotelli liegen die Aussagen und Beobachtungen der Fan-Organisation Football Supporters Europe (FSE) zugrunde. Deren sogenanntes mobiles Fanbotschafts-Team für die spanischen Fans hatte nach der Partie in Danzig am Sonntag erklärt: «Während des Spiels fingen ab einem gewissen Zeitpunkt ca. 200 Fans an, Affenlaute zu machen, als der italienische Spieler Mario Balotelli den Ball berührte.» Nach FSE-Angaben seien andere Fans des Welt- und Europameisters daraufhin eingeschritten.
Die Ermittlungen in Bezug auf den Tschechen Gebre Selassie dagegen beruhen nach UEFA-Angaben vom Dienstag hauptsächlich auf Medienberichten. «Wir werden vom tschechischen Team noch mehr Informationen dazu anfordern», sagte Faulkner. Gebre Selassie selbst hatte dem Zwischenfall nicht allzu viel Bedeutung beigemessen. «Das war nichts Besonderes, ich habe schon wesentlich bedauerlichere Vorfälle erlebt», hatte der Profi mit äthiopischen Wurzeln gesagt und erklärt: «Ich sehe keinen Grund, darüber zu diskutieren. Ich plane auch keine offizielle Klage wegen des Verhaltens russischer Fans.»
dpa - Bild: Pierre-Philippe Marcou (afp)