Dem Briten Bradley Wiggins ist der Gesamtsieg bei der Dauphiné-Rundfahrt kaum noch zu nehmen. Der Radprofi verteidigte das Gelbe Trikot am Samstag mit Hilfe seines bärenstarken Teams Sky und steht vor der Wiederholung seines Vorjahreserfolgs. Den Tagessieg auf der 6. Etappe von Saint-Alban-Leyesse nach Morzine eroberte Nairo Quintana. Der Kolumbianer vom Team Movistar startete vor dem letzten Gipfel einen Angriff und rettete den knappen Vorsprung ins Ziel.
Auf den finalen Kilometern zeigte Tour-Sieger Cadel Evans noch einmal seinen Fähigkeiten in der Abfahrt, distanzierte die Gruppe von Wiggins um acht Sekunden und fuhr auf den zweiten Etappenrang. Entscheidend in Bedrängnis brachte er den Führenden aus Großbritannien damit aber nicht. Im Kampf um Gelb fehlen dem Australier Evans weiter 1:28 Minuten auf den Spitzenplatz.
Zeitfahr-Spezialist Tony Martin konnte auf der 166,5 Kilometer langen Königsetappe nicht mit Wiggins und Evans mithalten. Am letzten schwierigen Anstieg auf den Col de Joux-Plane, der elf Kilometer lang und bis zu zehn Prozent steil war, musste er abreißen lassen. Am Ende kam er 4:01 Minuten hinter Quintana ins Ziel.
In der Gesamtwertung verlor der Omega-Pharma-Quickstep-Fahrer seinen Platz in den Top Ten. Mit 4:15 Minuten Rückstand auf Gelb rutschte er auf Rang 14 ab. Neuer Zweitplatzierter ist Wiggins' Teamkollegen Michael Rogers vor Evans und Christopher Froome, dem dritten Fahrer der derzeit überragenden Sky-Mannschaft.
Andy Schleck enttäuschend
Einer völlig enttäuschenden Vorstellung bei der Rundfahrt hatte Andy Schleck schon vor dem Start ein Ende gesetzt. Der Luxemburger lag im Gesamtklassement schon mehr als 29 Minuten hinter Wiggins. Nach Paris-Nizza und der Katalonien-Rundfahrt ist die Dauphiné bereits das dritte wichtige Etappenrennen, bei dem der Kapitän des vermeintlichen Super-Teams RadioShack vorzeitig aufgab.
"Ich habe schon viel zu viele Rennen aufgegeben", hatte Schleck noch am Freitag erklärt - sich dann aber anders entschieden. Sein Rennstall, der im Winter durch eine Fusion der Teams RadioShack und Leopard entstanden war und so illustre Fahrer wie die Brüder Schleck, Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellara oder Andreas Klöden beschäftigt, konnte 2012 noch keinen großen Erfolg feiern. Teamchef Johan Bruyneel übte deshalb jüngst heftige Kritik an seinen Fahrern und drohte selbst den Stars mit einer Nichtnominierung für die Tour.
dpa - Bild: Pascal Pavani (afp)