Auf dem 2800 Meter hohen Stilfser Joch gewann Thomas De Gendt am vorletzten Tag im Alleingang die schwerste Bergetappe und verbesserte sich vor dem abschließenden Zeitfahren in Mailand auf den vierten Rang der Gesamtwertung.
Dort legte Thomas De Gendt noch einen drauf und verdrängte mit der fünfbesten Zeit den Italiener Scarponi vom dritten Platz. Hinter Ryder Hesjedal und Joaquin Rodrigues wurde Thomas De Gendt Dritter. Als erster Belgier nach Johan Bruyneel schaffte er nach 17 Jahren noch einmal einen Podiumsplatz beim Giro.
Die belgischen Radsportexperten sind regelrecht aus dem Häuschen und feiern die Geburt eines belgischen Rundstreckenfahrers, dem noch eine große Zukunft bevorsteht. Während Belgien bei den Eintagesrennen auch in den Jahrzehnten nach Eddy Merckx eine große Radsportnation geblieben ist, wurden Fahrer, die bei den großen Rundfahrten nicht nur einen Etappensieg, sondern auch eine gute Platzierung in der Gesamtwertung anvisieren können, lange Zeit schmerzhaft vermisst.
Allerdings gibt es seit zwei Jahren Licht am Ende dieses Tunnels: Von Jurgen Van den Broeck wird in diesem Jahr eine starke Tour de France mit einer Top Five-Platzierung erwartet, auch Jelle Vanendert, der im letzten Jahr die schwerste Pyrenäen-Etappe gewann, wird einiges zugetraut.
Umso besser, dass mit Thomas De Gendt noch ein dritter Fahrer dieser Kategorie hinzukommt. Nach dem Husarenritt am Stilfser Joch, wo er einen so souveränen Sieg herausfuhr, wird Thomas De Gendt ganz hoch gehandelt. Er ist erst 25 Jahre alt und hat möglicherweise ein noch größeres Potential als Van den Broeck und Vanendert, weil er körperlich stärker ist und beim Zeitfahren und bei den Übergangsetappen ebenfalls ganz stark fahren kann.
Allerdings macht auch bei Thomas De Gendt, der im übrigen 2008 beim ostbelgischen Tryptique Ardennais Etappensieger und Zweiter der Gesamtwertung wurde, eine Schwalbe noch keinen Sommer. Das, was er am Schlusswochenende des Giro geschafft hat, muss er noch bestätigen, bevor wir ihn in den Radsporthimmel hieven. Dazu sollte das radsportverrückte Belgien ihm die Zeit lassen und ihn nicht mit übertriebenen Erwartungen ersticken.
Bild: Luk Genies (afp)