"Heutzutage ist es im Sport ein bisschen wie bei Asterix bei den Olympischen Spielen: Ohne Zaubertrank ist es schwierig, zu gewinnen", war Noah in der Zeitung "Le Monde" (Samstag-Ausgabe) zitiert worden. Man müsse "mit der Heuchelei aufhören" und Doping akzeptieren, damit "jeder über den Zaubertrank verfügt", forderte der French-Open-Sieger von 1983 und Vater von NBA-Basketballstar Joakim Noah.
Wegen der Dominanz spanischer Sportler "auf den Fußballfeldern, den Basketballplätzen und den Strecken der Tour de France" fragte sich der 51-Jährige, ob "sie bahnbrechende Trainings-Techniken und -Strukturen entdeckt haben, die sich vor ihnen niemand vorgestellt hat". Man habe den Eindruck, dass die Spanier "wie Obelix in den Zaubertrank-Kessel gefallen sind", sagte Noah, der heute erfolgreicher Popsänger und laut Umfragen auch die beliebteste Persönlichkeit Frankreichs ist.
Prompte Reaktion aus Frankreich
Der Sturm der Entrüstung ließ weder in Frankreich noch vor allem in Spanien lange auf sich warten. Die Äußerungen Noahs seien "schwerwiegend und unverantwortlich", klagte Sportminister Douillet am Samstagabend im TV-Sender "France 2". Der französische Sport stehe unter Schock, viele Athleten hätten ihn empört angerufen. Wenn man etwas behaupte, müsse man Beweise vorbringen, so Douillet.
Der 42-Jährige, 1996 und 2000 Schwergewichts-Olympiasieger im Judo, sieht sich als "der lebende Beweis dafür, dass man auch ohne Doping gewinnen kann". Einer Liberalisierung unerlaubter Mittel trat er energisch entgegen. Er wolle vielmehr Doping schnell zur Straftat machen und den Dopingfahndern neue Mittel in die Hand geben, damit sie "weitergehen dürfen".
Auch Spaniens Sportwelt erbost
In Spanien gingen gleich mehrere berühmte Sportpersönlichkeiten auf die Barrikaden. Barcelonas Fußball-Trainer Pep Guardiola forderte, Noah solle "Beweise erbringen, Namen nennen oder den Mund halten". Noch weiter ging Toni Nadal, Onkel und Coach von Tennis-Weltstar Rafael Nadal, der Noah als "Person zweifelhafter Ehrlichkeit" bezeichnete. Er sei neidisch, verbreite Lügen und verdiene "überhaupt keinen Respekt".
Alejandro Blanco, Präsident des spanischen Olympischen Komitees, tobte in der Online-Ausgabe der Sportzeitung "Marca": "Für Ignoranten ist der Boom des spanischen Sports sehr schwer zu verstehen. Arbeit ist der Schlüssel zum Erfolg." José Luis Sáez, Präsident des spanischen Basketball-Verbandes, meinte, Noah sei "eifersüchtig". Er spielte damit auf die Final-Niederlage von Noahs Sohn Joakim und der Franzosen gegen Spanien bei der Basketball-EM in Litauen an.
Minister Douillet teilte unterdessen mit, er habe sich bei einem Treffen mit Sáez wegen der französischen Bewerbung um die Ausrichtung der Basketball-EM 2015 beim spanischen Sport entschuldigt. Noah, der schon während seiner Tenniskarriere Kollegen pauschal des Kokainmissbrauchs bezichtigt hatte, reagierte vorerst nicht.
dpa/wb - Bild: Alejandro Ernesto (epa)