Der von den Tour-Veranstaltern geplante Parcours auf der Fahrt von Lüttich nach Seraing sei für Philippe Gilbert zu flach, und nicht dazu angetan, die zögernde Haltung von Philippe Gilbert in Bezug auf eine erneute Teilnahme an der Tour de France auszuräumen. Das meldete zunächst die RTBF, die Sonntagspresse hat das Thema übernommen.
Wobei die Debatte nicht ohne Emotionen geführt wird. Genau wie bei der Flandern-Rundfahrt, die in der Schlussphase nicht mehr über die Mauer von Geraardsbergen führen wird, weil die Ankunft von Meerbeke nach Oudenaarde verlegt wurde. Unter anderem, weil dort die zahlungskräftigen Sponsoren komfortabler untergebracht werden können.
Natürlich hat die Ankündigung, wonach der Streckenverlauf der ersten Tour-Etappe im Sinne von Philippe Gilbert abgeändert werden soll zu polemischen Reaktionen geführt. Wie kann es sein, dass ein Fahrer, wer immer es auch sein mag, Sonderwünsche über die Streckenführung eines so bedeutenden Rennens einreichen darf, sagen die Gegner derartiger Überlegungen. Völlig zu recht.
Andererseits ist die Präsenz von Philippe Gilbert, der ja kein Tour-Fahrer ist, beim Start der Tour de France in Belgien die Garantie für einen Massenerfolg und damit auch für attraktive Fernsehbilder von dem Event. In einem mehr und mehr vom Kommerz geprägten Umfeld ist dieses Ansinnen der Organisatoren genau so nachvollziehbar wie die Entrüstung der Gegner der Streckenanpassung.
Definitiv zu spät kommt da allerdings die Erklärung der RTBF, man müsse den Parcours aus Sicherheitsgründen anpassen. Wäre das der wahre Grund, dann hätte so manche Tour-Etappe der letzten Jahre über schmale Wege und unwegsames Gelände, so nicht stattfinden dürfen.
Jetzt aber sieht es so aus, als werde die Ankunft der ersten Tour-Etappe rund um Lüttich nicht im Maastal vor den Kristallwerken von Val Saint Lambert entschieden sondern nach einer 2,5 Kilometer langen Steigung.
In der Waage mit den Vorstellungen der regionalen Wirtschaftspolitik hatten die sportlichen Interessen des Philippe Gilbert offenbar mehr Gewicht. Das unterstreicht noch einmal die Ausnahmestellung dieses Athleten im Radsportland Belgien.
Bild: Ada Cavaggioni (epa)