Als erster Australier hat Cadel Evans die Tour de France, das wichtigste Radrennen der Welt, gewonnen. Trotz seines Weltmeistertitels im Jahr 2009 galt der 34-jährige Cadel Evans bislang als Verlierer. Nach seinen zweiten Plätzen bei der Tour de France 2007 und 2008 hatte ihm eigentlich keiner noch einen Gesamtsieg zugetraut. 2007 scheiterte Evans an Alberto Contador, 2008 an Carlos Sastre.
In dieser Tour de France 2011 gab es aber keinen überragenden Fahrer, der die Regelmäßigkeit des Australiers hätte übertrumpfen können. Evans hat die Tour gewonnen, weil er in diesem Jahr zum ersten Mal keinen schlechten Tag erwischte und in den Bergen keine entscheidenden Zeitverluste hinnehmen musste.
Schleck-Brüder: Ziel verfehlt
Der Luxemburger Andy Schleck überzeugte zwar in den Alpen, wuchs am Samstag beim Zeitfahren in Grenoble aber nicht über sich hinaus, obwohl er das gelbe Trikot auf den Schultern trug. Den Luxemburger konnte der "Maillot jaune" nicht beflügeln wie den Franzosen Thomas Voeckler zuvor, der sich trotz seines bescheidenen Talents zehn Tage an der Spitze der Gesamtwertung hielt und zum Held der Grande Nation aufstieg. Als Helden werden sicherlich auch Andy und Frank Schleck in Luxemburg empfangen werden, doch es ändert nichts an der Tatsache, dass die Brüder ihr erklärtes Saisonziel verpasst haben. Dieses Ziel lautete: Sieg in Paris, und nicht die Ehrenplätze zwei und drei.
Andy Schleck beendete die Tour der France im dritten Jahr hintereinander auf Platz zwei und muss jetzt seinerseits aufpassen, nicht zum Loser abgestempelt zu werden. In diesem Jahr gab es für ihn eigentlich keine Entschuldigung mehr: Er hatte seine eigene Mannschaft mit großartigen Helfern wie Fabian Cancellara, Jens Voigt und Maxime Monfort. Sein Bruder Frank Schleck stimmte seine Taktik vollständig auf Andys Chancen ab, obwohl er in der Gesamtwertung lange Zeit besser plaziert war. Und Alberto Contador zeigte in diesem Jahr erstmals Schwächen, die im nächsten Jahr vielleicht vergessen sein werden.
Vorausgesetzt, der Spanier gewinnt seinen Dopingprozess. Die Verhandlung vor dem internationalen Sportgerichtshof vom 1. bis zum 3. August dürfte Condators schwierigste Etappe in diesem Jahr werden.
Belgier: Beste Tour seit langem
Philippe Gilbert wurde mit seiner Einsatzfreude bei fast allen Etappen der ersten zwei Tourwochen zu einem Publikumsliebling.
Jelle Vanendert avancierte zur Entdeckung der Tour de France, wo er als erster Belgier seit Lucien Van Impe eine schwere Bergetappe gewinnen konnte und lange Zeit auch in der Bergwertung führte.
Erwähnenswert auch der 13. Platz in der Gesamtwertung von Kevin De Weert und die Leistungen von Thomas De Gendt in der letzten Tour-Woche. Platz sechs auf dem Alpe d'Huez und Platz vier im Zeitfahren von Grenoble: eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.
Bild: Dirk Waem (belga)