Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Dieses Motto befolgten Trainer, Spieler und Fans von Standard Lüttich. Vier Tage nach der verpassten Meisterschaft sicherten sich die Rouches den Landespokal und setzten so den Schlusspunkt unter eine ziemlich verrückte Saison.
Nach dem Weggang von Leistungsträgern wie Milan Jovanovic, Dieumerci Mbokani und Igor De Camargo hatte die Mannschaft Startschwierigkeiten und mit dem Kampf um die Tabellenspitze der 1. Division nichts zu tun. Erst in der Playoff-Runde schlug die Stunde der Lütticher, die ihr Team in der Winterpause effizient verstärkt hatten und das Feld jetzt von hinten aufrollten.
Nach 40 Spielen wurde die Meisterschaft um gerade einmal einen halben Punkt verpasst. Das war erst am letzten Dienstag beim Spiel in Genk, wo der Lütticher Mehdi Carcela so böse verletzt wurde. Dass Standard Lüttich diesen doppelten Rückschlag wegstecken konnte und sich vier Tage später den Pokal holte, das unterstreicht die Entschlossenheit, Frische und Stärke der d'Onofrio-Elf zum Saisonfinale.
Auch wenn Westerlo nicht zu den Topclubs der 1. Liga gehörte, musste die Elf von Jan Ceulemans erst einmal geschlagen werden. Denn Westerlo trat zu Beginn der Partie entschlossen auf und spielte Chancen heraus, die Lüttichs Tormann Sinan Bolat jedoch vereitelte. Eine Standard-Situation mit dem Kopfballtreffer von Mangala nach einer Ecke von Defour brachte Lüttich nach einer halben Stunde auf die Siegerstraße. Ein Eigentor in der zweiten Halbzeit besiegelte das Schicksal der Außenseiter. So brachte Lüttich das 2:0 am Ende unbedrängt über die Zeit.
Symptomatisch für den Auftritt seiner Mannschaft die Leistung von Christian Brüls. Er agierte gut und war um Impulse für das Angriffsspiel seiner keineswegs enttäuschenden Mannschaft bemüht. Allerdings reichte das nicht, um die Lütticher Abwehr mit dem starken Sinan Bolat im Tor zu überwinden. Bei der Benotung der Einzelspieler bekommt Christian Brüls in den Sonntagsausgaben der Tageszeitungen "La Dernière Heure" und "Het Laatste Nieuws" jeweils eine 6/10. Keine Superzahl, aber auch keine schlechte Note für den Eifeler, der während 90 Minuten auf dem Feld stand, aber den Lütticher Pokalsieg nicht verhindern konnte.
Standard Lüttich: ein verdienter Sieger in einem Wettbewerb, den der Verein zum Saisonziel erklärt hatte und entsprechend ernst genommen hat.
Fotos: Bruno Fahy/Virginie Lefour (belga)