"Hölle des Nordens" ist Johan Van Summeren in den siebten Radsport-Himmel aufgestiegen. Der flämische Radprofi vom Team Garmin-Cervelo gewann am Sonntag völlig überraschend den Klassiker Paris-Roubaix und feierte den größten Erfolg seiner Karriere.
Der 30-Jährige, der bei Sommer-Wetter als Solist und über beide Ohren strahlend das legendäre Velodrom von Roubaix erreichte, verwies Fabian Cancellara aus der Schweiz und den Niederländer Maarten Tjallingii auf die Plätze. "Ich war so motiviert, ich wollte das Maximum herausholen", sagte der Sieger. "Als ich in der Spitzengruppe war, wusste ich, ich kann gewinnen."
Einer der ersten Gratulanten war Vorjahressieger und Top-Favorit Cancellara, der sich wie schon vor einer Woche bei der Flandern- Rundfahrt verpokerte. Hatte sich der Schweizer in Belgien noch durch seine ungestümen Attacken selbst geschwächt, so wurden dem Zeitfahr- Weltmeister und Klassiker-Spezialisten sowie den anderen Favoriten in Nordfrankreich die taktischen Spielchen zum Verhängnis.
Auf der Jagd nach Van Summeren konnten sich Cancellara und Co. bei der Nachführarbeit nicht einigen und gingen leer aus. "So läuft das eben", meinte Cancellara, der nach Platz zwei bei Mailand-San Remo und Rang drei in Flandern erneut den Sprung nach ganz oben auf dem Podest verpasste. "Ich habe sehr, sehr viel gearbeitet. Aber Garmin hatte einfach die bessere Taktik. Man kann nicht immer gewinnen."
Noch am Start in Compiègne im Norden von Paris hatte Cancellaras Teamsprecher rückblickend auf Flandern kokettiert: "An Revanche denkt Fabian nicht, er will einfach nur Spaß haben. Wenn er in diesem Jahr nicht gewinnt, dann eben vielleicht im nächsten." Sechster wurde übrigens Ex-Weltmeister Alessandro Ballan, gegen den am Wochenende in Italien Doping-Enthüllungen der Staatsanwaltschaft von Mantua bekannt wurden.
Aus für den Favoriten Tom Boonen
Vor allem die insgesamt 27 Kopfsteinpflaster-Passagen auf dem 258 Kilometer langen Kurs forderten prominente Opfer. Der dreimalige Sieger Tom Boonen musste im legendären Wald von Arenberg wegen eines Defekts vom Rad. Quälend viele Sekunden lang rauschte das Feld am Belgier vorbei. Spätestens als Boonen in einem Wiesenstück noch einmal zu Fall kam, war das Rennen für ihn gelaufen - er stieg wenig später aus. Bitter für sein Team Quick Step: Auch Lokalmatador Sylvain Chavanel, Zweiter bei der Flandern-Rundfahrt, büßte nach einem Sturz alle Chancen ein.
dpa/rkr - Bild: Benoit Doppagne (belga)