Tobe Decraene hat als erster Nicht-Amerikaner den Titel des MVP (Most Valuable Player) in der amerikanischen Ultimate-Frisbee-Liga gewonnen - eine außergewöhnliche Leistung, auf die er mit Stolz blickt. "Das ist eine sehr große Ehre, vor allem, um Belgien auf der Weltbühne zu repräsentieren", sagt er.
Doch für Decraene ist dieser Erfolg nur ein Zwischenschritt. "Ich will der beste Frisbee-Spieler aller Zeiten werden", erklärt er selbstbewusst. "Wenn ich etwas mache, dann nie halbherzig. Ich habe mir vorgenommen, der Beste zu werden - und wenn ich mir so ein Ziel setze, dann ziehe ich das auch durch."
Um dieses Ziel zu erreichen, orientiert er sich an klaren Zahlen: "Der Spieler mit den meisten Meisterschaften hat fünf Titel, der mit den meisten MVP-Auszeichnungen zwei. Wenn ich sechs Championships und drei MVP-Titel habe, dann ist die Diskussion entschieden."
Decraene betont, dass der belgische Erfolg im Ultimate Frisbee kein Zufall ist. "Wir haben eine sehr starke Nachwuchsarbeit in Belgien", sagt er. "Ein großer Teil unseres Erfolgs kommt aus der Jugendförderung und den nationalen Jugendteams. Aber am Ende müssen wir selbst den Schritt in die USA wagen - das verlangt viele Opfer."
Neben ihm sorgt auch ein weiterer Belgier, Daan De Marrée, in den USA für Aufsehen. "Er wurde zum zweitbesten Spieler der Liga gewählt. Wenn der Erste und Zweite in der besten Liga der Welt Belgier sind, dann sieht das sehr gut aus für unser Land", sagt Decraene stolz.
Dass Ultimate Frisbee in Belgien trotz dieser Leistungen noch nicht die mediale Aufmerksamkeit großer Sportarten wie Fußball oder Basketball erhält, sieht Decraene gelassen. "Ich bin dankbar für die Aufmerksamkeit, die wir jetzt bekommen. Ich sehe das sehr positiv - es zeigt, dass etwas in Bewegung ist."
Auch wenn Frisbee noch kein Massensport ist, wächst die Szene stetig. "In Gent gibt es einen Club mit über tausend Mitgliedern, und in Belgien existieren mehr als 60 Vereine. Wir sind also längst keine kleine Sportart mehr", erklärt Decraene.
Für die Zukunft ist er optimistisch. "Ich denke, dass Ultimate Frisbee in Belgien eines Tages professionell werden kann. Es braucht mehr Sichtbarkeit, mehr Investitionen und stärkere Ausbildungsmöglichkeiten. Dann könnten wir vielleicht auch einmal in großen Stadien spielen."
Langfristig will Decraene seine Erfahrungen aus den USA in sein Heimatland zurückbringen. "Nach meiner Spielerkarriere möchte ich nach Belgien zurückkehren und mein Wissen weitergeben - an Teams, Trainingsgruppen und die Jugendförderung."
Von den Amerikanern könne man vor allem eines lernen: "Sie trainieren härter, intensiver und viel konsequenter. Hier trainiere ich ein- bis zweimal am Tag - das ist ein großer Unterschied zu Belgien."
Und das große Ziel bleibt klar: "Ein Weltmeistertitel mit Belgien - das ist eines der größten Ziele meiner Karriere", sagt Tobe Decraene abschließend.
Christophe Ramjoie