Sebastian Vettel kann nach dem Rückschlag am ersten Trainingstag gar nicht schnell genug zurück in die Garage kommen. Der Formel-1-Champion hat dringenden Redebedarf: Gleich drei Titelrivalen fuhren am Freitag in Melbourne schneller als der Red-Bull-Star.
"Wir sind nicht so schlecht dabei, aber wir müssen abwarten", befand ein unzufrieden wirkender Vettel in der Medien-Fragerunde. Viel lieber würde er jetzt aber mit seinen Mechanikern an der Problemlösung tüfteln, schob der 23-Jährige etwas genervt hinterher. Im ersten Training hatten die Red Bull-Piloten Webber und Vettel das Geschehen dominiert.
McLaren und Ferrari in Bestform
Vettels Rivalen scheinen bestens gerüstet für die Jagd auf den Weltmeister, die am Sonntag mit dem Großen Preis von Australien beginnt. Überraschend zur Tagesbestzeit raste McLaren-Pilot Jenson Button, der schon in den vergangenen beiden Jahren in Australien gewann. Knapp dahinter fuhr sein Teamkollege Lewis Hamilton auf Platz zwei.
In den Tests hatte der neue McLaren-Bolide MP4-26 noch enttäuscht, doch die im Eiltempo radikal runderneuerte Version des Autos scheint ein Volltreffer zu sein. In 1:25,854 Minuten legte Button auf dem 5,303 Kilometer langen Kurs im Albert Park die schnellste Runde hin. Nur 0,132 Sekunden langsamer war Landsmann Hamilton. "Die Jungs haben so hart gearbeitet und etwas wirklich Gutes abgeliefert", dankte Button den Mechanikern.
Auch Vize-Weltmeister Fernando Alonso zeigte sich 131 Tage nach seiner WM-Pleite von Abu Dhabi als Drittschnellster in Top-Form. "Es lief besser als erwartet", meinte der Spanier. Im Vorjahr gewann Alonso in Bahrain das Auftaktrennen, auch diesmal ist der Asturier heißer Anwärter auf den Sieg. "Das erste Rennen ist immer wichtig für die Motivation des ganzen Teams", sagte der 29-Jährige.
D'Ambrosio: "Wir verbessern uns"
Team Lotus, Virgin und Hispania, seit der letzten Saison dabei, scheinen noch meilenweit von den Leistungen der Konkurrenz entfernt. Die beiden Virgin-Piloten Jérôme D'Ambrosio und Timo Glock aus Deutschland waren beim zweiten freien Training mehr als sechs Sekunden langsamer als die Spitze. Im ersten freien Training waren es sogar über acht Sekunden.
Beide müssen fürchten, wegen des neuen Zeitlimits nicht zum Rennen zugelassen zu werden. Für die Saison 2011 wurde die 107 Prozent-Regel wieder eingeführt: Beendet ein Fahrer das Qualifying in einer Zeit, die nicht innerhalb von 107 Prozent der Pole-Zeit liegt, darf er nicht starten.
"Darüber denke ich jetzt nicht nach, das wäre kontraproduktiv", sagte d'Ambrosio. "Wir verbessern uns, und ich konzentriere mich jetzt ganz darauf, das beste daraus zu machen. Nur so erreichen wir ein gutes Resultat - hoffentlich innerhalb der 107 Prozent". Einziger Trost für den Belgier: Er war beide Male schneller als sein Teamkollege.
Fast genauso schlecht wie bei Virgin lief es bei Lotus, noch schlechter (falls überhaupt möglich) bei Hispania: Den ganzen Freitag werkelten die HRT-Mechaniker am neuen Auto, das zuvor keinen Testkilometer gefahren war. Erst 2:19 Minuten vor Trainingsschluss rollte Vitantonio Liuzzi auf die Strecke, brachte aber keine gezeitete Runde mehr zustande.
Grand Prix von Australien in Melbourne - 2. Freies Training
1. Jenson Button (Großbritannien), McLaren Mercedes, 1:25,854 Min.
2. Lewis Hamilton (Großbritannien), McLaren Mercedes, 1:25,986
3. Fernando Alonso (Spanien), Ferrari, 1:26,001
4. Sebastian Vettel (Deutschland), Red Bull, 1:26,014
5. Mark Webber (Australien), Red Bull, 1:26,283
6. Michael Schumacher (Deutschland), Mercedes, 1:26,590
7. Felipe Massa (Brasilien), Ferrari, 1:26,789
8. Sergio Perez (Mexiko), Sauber, 1:27,101
9. Rubens Barrichello (Brasilien), Williams, 1:27,280
10. Nico Rosberg (Wiesbaden), Mercedes, 1:27,448
11. Jaime Alguersuari (Spanien), Toro Rosso, 1:27,525
12. Vitali Petrow (Russland), Lotus Renault, 1:27,528
13. Nick Heidfeld (Deutschland), Lotus Renault, 1:27,536
14. Sébastien Buemi (Schweiz,) Toro Rosso, 1:27,697
15. Kamui Kobayashi (Japan), Sauber, 1:28,095
16. Paul di Resta (Schottland), Force India, 1:28,376
17. Adrian Sutil (Deutschland), Force India, 1:28,583
18. Pastor Maldonado (Venezuela), Williams, 1:29,386
19. Heikki Kovalainen (Finnland), Lotus, 1:30,829
20. Jarno Trulli (Italien), Lotus, 1:30,912
21. Jérôme d'Ambrosio, Virgin, 1:32,106
22. Timo Glock (Deutschland), Virgin, 1:32,135
23. Vitantonio Liuzzi (Italien), Hispania, -
24. Narain Karthikeyan (Indien), Hispania, -
1. Freies Training
1. Mark Webber (Australien), Red Bull, 1:26,831 Min.
2. Sebastian Vettel (Deutschland), Red Bull, 1:27,158
3. Fernando Alonso (Spanien), Ferrari, 1:27,749
4. Nico Rosberg (Deutschland), Mercedes, 1:28,152
5. Rubens Barrichello (Brasilien), Williams, 1:28,430
6. Jenson Button (Großbritannien), McLaren Mercedes, 1:28,440
7. Lewis Hamilton (Großbritannien), McLaren Mercedes, 1:28,483
8. Michael Schumacher (Deutschland), Mercedes, 1:28,690
9. Kamui Kobayashi (Japan), Sauber, 1:28,725
10. Witali Petrow (Russland), Lotus Renault, 1:28,765
11. Felipe Massa (Brasilien), Ferrari, 1:28,842
12. Nick Heidfeld (Deutschland), Lotus Renault, 1:28,928
13. Adrian Sutil (Deutschland), Force India, 1:29,314
14. Sébastien Buemi (Schweiz), Toro Rosso, 1:29,328
15. Pastor Maldonado (Venezuela), Williams, 1:29,403
16. Daniel Ricciardo (Australien), Toro Rosso, 1:29,468
17. Sergio Perez (Mexiko), Sauber, 1:29,643
8. Nico Hülkenberg (Deutschland), Force India, 1:31,002
19. Heikki Kovalainen (Finnland), Lotus, 1:32,428
20. Jérôme d'Ambrosio (Belgien), Virgin, 1:35,282
21. Timo Glock (Deutschland), Virgin, 1:35,289
22. Karun Chandhok (Indien), Lotus, -
23. Narain Karthikeyan (Indien), Hispania, -
24. Vitantonio Liuzzi (Italien), Hispania, -
dpa/belga/km - Bilder: Diego Azubel (epa), Benoit Doppagne (belga)