"Es war natürlich emotional. Wir haben gezittert, gejubelt, dann wieder Angst gehabt, kurz vor Ende dann wieder angefeuert und am Ende waren wir nur noch glücklich. Auch ein bisschen stolz, weil man noch viele, viele Freunde unten hat. Gleichzeitig fühlte ich mich auch so ein bisschen demütig und voller Respekt für Neuseeland. Ganz ehrlich: Das Spiel gestern hätte eigentlich zwei Sieger verdient gehabt", sagt Robby Langer, am Tag nach dem Erfolg freudestrahlend.
Das Spiel war bis zur letzten Sekunde knapp und spannend. Die beiden besten Teams der Welt schenkten sich nichts. Am Ende feierte Südafrika einen weiteren knappen Sieg. Schon der Weg ins Finale war von knappen Ergebnissen geprägt.
"Ich glaube, vor allen Dingen sind zwei Sachen ganz wichtig, wenn man den südafrikanischen Rugby kennt. Erstens glaube ich, dass sie einen Tick eher gewinnen wollten. Sie haben diese Gewinner-Mentalität. Das heißt, das ganze Land steht dahinter und die Spieler auf dem Feld würden ihr Leben dafür geben, da zu gewinnen. Und zweitens: Südafrika hat eine starke Abwehr. Die stehen zu 15 Mann auf einer Linie zusammen und haben gestern Abend das Spiel entschieden, obwohl die All Blacks schneller und vielleicht sogar technisch versierter sind."
Am Ende feierte Südafrika den vierten Titel. Das ist ein Rekord. Für das Land Südafrika, wo Rugby ein Volkssport ist, ist das erneut ein großes Fest. Robby Langer hat 2019 nach dem letzten Titel in Südafrika selbst mitbekommen, was da jetzt ansteht. "Da ist die Freude jetzt so groß. Ich glaube, da arbeitet diese Woche keiner, weil da einfach ein Riesenfest ist. Ein normales Rugbyspiel ist ja schon ein Fest. Die ganze Familie, von groß bis klein, fiebert im Stadion mit und da ist jetzt seit gestern Ausnahmezustand. Die Mannschaft wird jetzt, in den nächsten Stunden vielleicht schon, hinreisen und dann wahrscheinlich voraussichtlich Montag eintreffen und in verschiedene Großstädte – Johannesburg, Cape Town, bestimmt auch nach Durban – fliegen, wo sie dann von Millionen Südafrikanern erwartet werden."
Dieser Titel bedeutet für Südafrika mehr als nur ein Pokal, Ruhm und Ehre. In dem Land gibt es große Probleme: Viel Kriminalität, große Armut, eine Wirtschaftskrise und auch die Rassentrennung ist noch spürbar. "Ich bin sicher, gestern Abend haben Weiße und Schwarze mal einfach ihre Probleme vergessen, haben sich wahrscheinlich ineinander in den Armen gelegen, haben gemeinsam gefeiert und ich glaube, das ist doch dann wieder mal ein guter Start für die kommende Zeit."
Die Springboks sind für Südafrika mehr als eine Nationalmannschaft. Sie sind ein hoffnungsvoller Blick in ein Südafrika der Zukunft, ohne Rassentrennung und ohne Krisen. Jeder Titel ist auch eine Chance für Veränderung.
Rugby-WM: Südafrika holt als erste Nation zum vierten Mal den Titel
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Ich hatte das Glück, dieses Mega-Ereignis in Südafrika mitzuerleben. Diese Euphorie war ansteckend. Das ganze Land war in grün-gold getaucht und überall ertönten die "go Bokke"-Rufe. Restaurants schlossen am Abend, um den Angestellten die Gelegenheit zu geben, das Spiel im TV oder an einem der vielen public viewings zu verfolgen. Eine tolle Stimmung!