Nach vier Spielen ohne eigenen Treffer veränderte Antwerp-Coach Mark van Bommel sein Team nur auf einer Position gegen den amtierenden ukrainischen Landesmeister Donezk. Kerk wich für Balikwisha in der Basis. Bei den Ukrainern stand mit Yehor Nazaryna ein Ex-Antwerpener in der Startaufstellung des niederländischen Coaches Patrick van Leeuwen.
Im Duell der bislang Sieglosen ging es für beide Teams schon am zweiten Spieltag um immens wichtige drei Punkte im Hinblick auf das europäische Überwintern. Im halbfertigen Bosuil-Stadion waren auch in der Königsklasse keine Zuschauer auf der altehrwürdigen Holztribüne zugelassen. Die Tribüne stand schon vor 66 Jahren beim letzten Auftritt Antwerpens in der europäischen Königsklasse, dem damaligen Europapokal der Landesmeister. 1957 gab es eine 1:2-Niederlage gegen Real Madrid. Wiederum ein tristes Bild, welches da zum wiederholten Male aus Belgien über die Fernsehbildschirme der Welt ging. Die Begeisterung auf den restlichen Rängen über die Rückkehr der Antwerpener in die Königsklasse war deutlich spürbar. Gänsehautfeeling beim Abspielen der Champions-League-Hymne.
Der nächste Gänsehautmoment folgte in der 3. Minute, als Arthur Vermeeren vor dem Strafraum des Gegners gut nachsetzte und nach seiner Balleroberung Arbnor Muja bediente. Der Albaner verschaffte sich mit einem Haken Freiraum und zog dann trocken ins lange Eck zur frühen Führung der Hausherren. Beflügelt durch diesen Treffer hatte Muja auch die nächste Chance und versuchte es nach Ecke von links per Direktabnahme von der Strafraumgrenze.
Die Ukrainer waren offensiv abgemeldet. Vincent Janssen versuchte es in der 16. Minute aus gut zwanzig Metern. Sein Schuss streifte den Außenpfosten. Sechs Minuten später folgte dann die erste gefährlichere Aktion der Gäste. Der Schuss von Sikan wurde im Antwerpener Strafraum geblockt, der Nachschuss von Kapitän Stepanenko zur Ecke abgefälscht. Die Antwerpener blieben nach dem kurzen Zwischenhoch der Gäste die spielbestimmende Mannschaft und erhöhten in der 34. Minute durch Balikwisha auf 2:0. Wiederum leistete Vermeeren die Vorarbeit, als er den Ball ungestört zu seinem Teamkollegen stark durchstecken konnte. Balikwisha blieb vor dem herauseilenden Schlussmann der Gäste cool und schob rechts unten ein. Das war auch der Stand zur Pause.
Donezk kam druckvoll aus der Kabine. Erst bewahrte der Pfosten die Hausherren beim Schuss von Zubkov aus der zweiten Reihe, dann konnte Butez den Anschlusstreffer noch verhindern. Im dritten Anlauf drückte Sikan das Leder dann doch per Kopf zum 2:1 in die Maschen. Donezk war nach dem Anschlusstreffer tonangebend. Es dauerte elf Minuten, ehe sich die Antwerpener aus der Umklammerung der Ukrainer lösen konnten. Vermeeren hatte den ersten Antwerpener Abschluss des zweiten Durchgangs. Donezk-Keeper Riznyk konnte den zentralen Schuss des Antwerpener Mittelfeldspielers problemlos aufgreifen. Ein Wendepunkt war das zunächst aber nicht in der Partie, denn Donezk versuchte, den Druck auf die Hausherren aufrechtzuerhalten. In der 66. Minute scheitert der Landesmeister gleich in mehreren Anläufen daran, für die Vorentscheidung zu sorgen. Knapp vier Minuten später fälscht Balikwisha einen Rakitskyi-Freistoß mit dem Schienbein unglücklich zum 2:2-Ausgleich in die eigenen Maschen ab. Butez im Antwerpener Tor war rasend vor Wut.
Kurz darauf unterläuft dem Franzosen ein kurioser Patzer. Völlig unnötig hält er den Ball durch seinen Einsatz vor der Torauslinie im Spiel. Sudakov reagiert schnell und bedient Sikan, der wenig Mühe hat, ins leere Antwerpener Tor zu treffen. Antwerpen war bedient. In der Nachspielzeit gab es nach Handspiel von Donezk im eigenen Strafraum noch die Chance auf den Ausgleich. Alderweireld setzte den fälligen Elfmeter aber neben das Tor. Nach der starken ersten Halbzeit verpasste es der Landesmeister, sich eine gute Ausgangsposition in der Gruppe H zu verschaffen.
Am dritten Spieltag der Gruppe H empfangen die Antwerpener den portugiesischen Vizemeister FC Porto im Bosuil-Stadion. Am Sonntag muss die AS Eupen beim Double-Sieger antreten.
Christophe Ramjoie
War in der Halbzeitpause irgendein Oligarch in der Kabine der Antwerpener?