Dem durchschnittlichen Fernsehzuschauer wird es nicht auffallen, aber viele Fußballerinnen bei der aktuellen FIFA Frauen-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland haben Probleme mit ihren Schuhen. Letzten Monat wurde ein Bericht veröffentlicht, der unter Experten eine kleine Schockwelle ausgelöst hat. 82 Prozent der Spielerinnen berichteten über Schmerzen beim Spielen. Sie tragen Schuhe, die auf Männer zugeschnitten sind. Frauen sind in der Regel kleiner und leichter. Sie sind weniger kräftig und haben kleinere Füße. All diese Faktoren müssten eigentlich berücksichtigt werden, wenn man einen Fußballschuh für Frauen entwickelt.
Früher mussten Spielerinnen sogar auf minderwertige Kinderfußballschuhe zurückgreifen, weil es in ihrer Größe keine Schuhe gab. Unter anderem Puma und Adidas haben sich auf ihre weibliche Kundschaft eingestellt, indem sie kleinere Größen herstellen. Das sind aber immer noch Herrenschuhe. Manche ziehen deshalb eine extra Socke an, andere arbeiten mit Einlegesohlen, und es gab sogar Fälle, in denen Spielerinnen ein Loch in den hinteren Teil ihrer Schuhe geschnitten haben. Mehr Platz für die Ferse bietet mehr Komfort, so die Überlegung dahinter.
Die Sportmarke Nike behauptet jetzt, mit dem kürzlich eingeführten Phantom Luna die Lösung gefunden zu haben. Nach Angaben von Nike sitzt der Schuh enger um den Knöchel und verfügt über ein neues kreisförmiges Stollenmuster an den Zehen, das die Traktion und Beweglichkeit unterstützen soll. Außerdem verfügt der Schuh über größere Kontaktzonen für den etwas kleineren weiblichen Fuß.
Der Bereich ist aber noch kaum erforscht. Man geht allerdings stark davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen Fußballschuhen und Verletzungen bei Frauen gibt. Tatsächlich ist das Risiko zum Beispiel einer vorderen Kreuzbandverletzung bei Frauen drei- bis fünfmal höher. Das hat mit der Anatomie zu tun. Frauen landen weniger auf dem Vorfuß als Männer.
Der belgische Sportjournalist Hans Vanderweghe von der Zeitung De Morgen ist davon überzeugt, dass andere Sportarten viel besser auf die körperlichen Fähigkeiten von Frauen abgestimmt sind. Er behauptet sogar, dass der Frauenfußball attraktiver werden könnte, wenn man Anpassungen vornimmt. Er ist dabei nicht der erste, der vorschlägt, das Spielfeld und die Tore zu verkleinern und mit leichteren Bällen zu spielen. Seine Argumente: Im Volleyball hängt das Netz neunzehn Zentimeter tiefer bei den Damen, und der Basketball hat bei den Frauen einen um fünf Zentimeter geringeren Umfang und ist fünfzig Gramm leichter. Studien würden auch zeigen, dass Frauen aufgrund ihrer längeren Hälse eine schwächere Nackenmuskulatur haben, und bei jedem Kopfball belasten sie ihr Gehirn viel mehr, so dass sie doppelt so häufig eine Gehirnerschütterung erleiden.
standaard/demorgen/mz