Sarah Giebels trifft und trifft. Im Heimspiel gegen den Tabellendritten SC West Köln 1910/11 e.V. war sie schon in der dritten Minute zur Stelle. Nach dem Ausgleich der Kölner sorgte sie mit einem lupenreinen Hattrick in der zweiten Halbzeit für den 4:1-Endstand. "Giebels lässt es richtig krachen", heißt es im Spielbericht. Und jedes Tor ist wichtig, denn im Moment liegen die Frauen von Alemannia Aachen nur wegen der besseren Tordifferenz vor den Konkurrentinnen vom SV Allner-Bödingen. Und für sie gibt es nur eine Richtung: nach oben!
"Im letzten Jahr sind wir leider abgestiegen. Aus dem Grund war es auf jeden Fall ganz klar unser Ziel, dass wir in diesem Jahr wieder aufsteigen wollen", so Sarah Giebels über ihre Ambitionen.
Bislang hat Alemannia Aachen als einziges Team in der Mittelrheinliga nicht ein einziges Mal verloren - und das soll auch so bleiben: "Wir haben uns das Ziel gesteckt, bis Ende der Saison keine Niederlage mehr zu kassieren. Wir müssen auf jeden Fall jetzt dranbleiben und das wird schon klappen."
Für Sarah Giebels, die demnächst 19 wird, läuft es persönlich auch ganz gut: Mit nun 24 Toren aus 16 Spielen führt sie die Torjägerinnenliste in der Mittelrheinliga an. "Das ist natürlich so ein Erfolg, den ich nebenher noch feiern kann. Aber für mich ist das jetzt nicht so wichtig. Im Prinzip geht es für mich nur darum, mit der Mannschaft wieder aufzusteigen, Erster zu bleiben. Und ich bin froh, dass ich der Mannschaft dabei helfen kann."
War sie immer schon so torgefährlich? "Ich bin vor sechs Jahren ungefähr Stürmerin geworden. Das hat sich alles so ergeben. Der Trainer hilft mir da sehr viel weiter und auch die Mannschaft glaubt voll an mich. Das hilft mir auf jeden Fall sehr dabei."
Angefangen hat die Fußballkarriere von Sarah Giebels im Nachbardorf, beim KFC Grün-Weiß Amel: "Als ich ganz klein war, habe ich beim KFC Amel angefangen. Das ist auch immer noch der Verein, bei dem ich jetzt am allerliebsten Spiele schauen gehe. Als Mädchen bis im Alter von 14 Jahren mit den Jungs zu spielen, war auf jeden Fall das Beste, was ich machen konnte. Vor allem beim KFC Amel - jeder wird mir zustimmen, dass man dort keine schlechte Ausbildung erhält. Danach bin ich zu den Frauen nach Honsfeld gewechselt, aber da war ich auch nur zwei Jahre."
Dann entschied sie sich für ein Probetraining bei den Frauen von Alemannia Aachen und wurde prompt genommen. Das soll nach Möglichkeit aber noch nicht die Endstation sein. "Auf jeden Fall würde ich gerne noch viel höher spielen. Jetzt aber ist für mich wichtig, erst mal da zu bleiben, bis mein Studium beendet ist und danach werde ich mal schauen, welche Möglichkeit ich habe und wie weit ich es schaffen kann."
Und Aachen ist ja auch keine so schlechte Adresse: Die Heimspiele der Rückrunde haben die Alemannia-Frauen bislang am Tivoli ausgetragen. "Jeder, der das Stadion kennt, weiß, dass es ein sehr cooles Gefühl ist, da zu spielen. Wie das in Zukunft aussieht, wissen wir nicht. Aber es ist eine Erfahrung wert, dort zu spielen."
Auch wenn die Ränge im Stadion nicht so besetzt sind, wie man es den erfolgreichen Frauen wünschen würde. Dafür gibt es für Sarah Giebels & Co umso stärkere Rückendeckung: "Also meine Eltern auf jeden Fall. Die sind bei jedem Spiel dabei. Das sind die zwei Personen, die mich am allermeisten unterstützen. Ein Teil der Familie war bisher ein Spiel gucken, einige Freunde waren da, aber viele aus Ostbelgien bisher noch nicht."
Das kann ja noch werden. Am Pfingstmontag bestreiten die Alemannia-Frauen wieder ein Heimspiel. Und am 11. Juni kommt es, wenn alles nach Plan läuft, zum Showdown gegen den härtesten Konkurrenten SV Allner-Bödingen.
Bis dahin gibt es ein paar vermeintlich leichtere Aufgaben, aber Sarah Giebels hält den Ball flach: "Wir haben gesehen, dass auch der Tabellenletzte uns in Schwierigkeiten bringen konnte. Kein Spiel wird leicht sein. Denn wenn wir ein Spiel verlieren, werden die Gegner uns überholen, die lassen auch keine Punkte liegen. Also ist es wichtig, dass wir alle Spiele gewinnen. Wir haben es in der eigenen Hand. Es kommt sehr wahrscheinlich auf den letzten Spieltag an: Wenn wir gewinnen, dann werden wir auch aufsteigen."
Stephan Pesch