Wer an den Kampfsport in der Region denkt, kommt sicherlich schnell bei den Klassikern wie Karate, Boxen oder Judo aus. Dass es aber noch so viel mehr gibt, das hat der Taekwondo-Verband der Deutschsprachigen Gemeinschaft beim internationalen Lehrgang in Herbesthal bewiesen.
Sportler aus Belgien, Luxemburg, und Frankreich sind hier zusammengekommen, um voneinander zu lernen und Freundschaften zu knüpfen, erklärt Anita Weynand vom Taekwondo-Club Hankook Eupen. "Wir sind schon seit vielen Jahren offen. Seit 32 Jahren mache ich schon Kampfsport, auch immer wieder in anderen Vereinen und anderen Ländern, um Kontakte zu knüpfen und sich weiterzubilden. Genau so ist auch die Idee entstanden, dass man sagt: Es gibt mehr auf der Welt als nur Tae Kwon-Do. Wir wollen uns öffnen, anderen Clubs unseren Sport zeigen, aber auch die Möglichkeit bieten, dass andere Vereine ihren Sport weitergeben können. So entstehen über Grenzen hinaus Freundschaften, die wir pflegen und weiterbringen wollen."
Ein Lehrgang wie dieser findet jährlich statt und bietet sowohl den Unerfahrenen als auch den Meistern die Möglichkeit, in benachbarte und entferntere Kampfsportarten hineinzuschnuppern. Wer mit Scheuklappen durchs Leben läuft und seinen Geist nicht für die Techniken und Lehren anderer Kampfkünste öffnet, stößt schnell an seine Grenzen, findet Teilnehmer und Krav Maga-Meister Luc Brammertz: "Hier haben alle Sportler aus der ganzen Umgebung die Möglichkeit, sich zu öffnen. Wenn einer glaubt, dass Boxen oder Judo das Non plus ultra ist, dann hat er nichts verstanden. Man findet natürlich seine Linie, was liegt einem, was gefällt einem. Deswegen ist so ein Tag unglaublich wichtig für junge und erfahrene Kampfsportler, um zu sehen, was es da noch so gibt."
In diesem Jahr waren rund 100 Kampfsportler mit dabei. Das sorgt für große Freude bei den Veranstaltern. So hatte die Corona-Pandemie für Einbrüche bei den Mitgliederzahlen und der Motivation gesorgt. "Viele Vereine haben einige Mitglieder verloren, wir sind gerade wieder im Aufbau", so Anita Weynand. "Wir hatten auch Angst, dass wir die 100 Personen nicht knacken würden. Das haben wir doch geschafft und das erleichtert uns sehr. Diese Entwicklungen wollen wir nutzen, um in die Zukunft zu bauen."
Kampfsportarten entwickeln sich stetig weiter und leben vom gegenseitigen Austausch. Diese Vielfalt bleibt auch in Zukunft die oberste Priorität für die Lehrgänge des Taekwondo-Verbands der Deutschsprachigen Gemeinschaft. "Neue Kontakte knüpfen mit anderen Vereinen, neue Kampfsportarten entdecken, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben, da ist sehr viel passiert. Neue Trainer nach hier einzuladen und Neues anbieten zu können: das ist die Zukunft", findet Anita Weynand.
In diesem Jahr konnten sich die Teilnehmer unter anderem mit Taekwondo, Mixed Martial Arts, brasilianischem Jiu Juitsu, dem israelischen Krav Maga, und dem gambischen Ringen - auch Lutte genannt - auseinandersetzen.
Der rege Zuspruch für den Lehrgang beweist: Auch in Ostbelgien ist der Kampfsport vielfältiger und wichtiger denn je.
Lindsay Ahn