Brügge-Trainer Scott Parker überraschte beim Auftritt des Landesmeisters im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales bei Benfica Lissabon mit dem ukrainischen Stürmer Roman Yaremchuk in der Basis gegen seinen Ex-Club. Bei den Portugiesen nahm Trainer Roger Schmidt keine Veränderungen an seiner Startelf vor.
Der Tabellenführer der Primeira Liga landete seit dem Erfolg in Brügge vom 15. Februar drei Siege in der Heimat. Brügges Selbstvertrauen war nach der peinlichen 0:3-Niederlage beim KV Ostende dagegen sicherlich ein wenig angeknackst. Zudem lag noch die Bürde auf den Schultern der Brügger, den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel wettmachen zu müssen.
Die Hausherren wirbelten schon in der ersten Minute durch die Hälfte der Brügger, die beim hohen Anfangstempo nicht mithalten konnten. Nach 72 Sekunden war der Ball nach Hackentreffer von Joao Mario schon herrlich im Brügger Tor untergebracht worden. Der Treffer wurde aber vom VAR wegen Abseits wieder kassiert.
Brügges Antwort gab es in der sechsten Minute mit einem Schuss von Vanaken. Im Anschluss machte aber der Spitzenreiter der portugiesischen ersten Liga Dampf und sorgte für ordentlich Verunsicherung bei der Brügger Hintermannschaft.
Die Brügger hatten oftmals das Nachsehen gegen übermächtig wirkende Hausherren. In der 20. Minute kratzte Björn Meijer den Ball von der Linie, nachdem Grimaldo von der Torauslinie an den Fünfer für Joao Mario aufgelegt hatte. Lang rauschte im Anschluss in Mario und sah zu Recht die Gelbe Karte.
Erst nach knapp einer halben Stunde trat dann auch Brügge wieder offensiv in Erscheinung: Vanaken mit dem Pass in die Gasse für Buchanan, der kurz vor der Strafraumgrenze nur mit einem Foul von Otamendi gestoppt werden konnte. Den anschließenden Freistoß setzte Brügges Kapitän Vanaken in die Mauer.
Nach dem kurzen Zwischenhoch der Brügger traf Rafa technisch stark mit dem rechten Außenrist zur 1:0-Führung für die Hausherren. Ein Weiterkommen der Brügger war nun in ganz weiter Ferne.
Gonçalo Ramos machte in der zweiten Minute der Nachspielzeit des ersten Durchgangs den letzten Funken Hoffnung der Brügger zunichte. Der Angreifer drehte nach der Annahme wieder in die Mitte ab, ging gleich an drei Gegenspielern vorbei und jagte dann die Kugel mit rechts Sylla durch die Beine ins linke Eck. Es war Ramos sechster Treffer in dieser Champions-League-Saison. Zur Pause war Brügges Schicksal eigentlich schon besiegelt.
Auch im zweiten Durchgang änderte sich nicht viel. Benfica hatte die Kontrolle über die Partie und Brügge bei den Tempoverschärfungen der Hausherren das Nachsehen. So auch in der 57. Minute, als Brügge nur zusehen konnte, wie der Ball beim 3:0 für Benfica beinahe ins Tor getragen wurde. Erneut war Ramos der Vollstrecker mit seinem zweiten Treffer des Abends.
Es blieb ein Katz-und-Maus-Spiel. Wenn Benfica einen Zahn zulegte und Spiellust entwickelte, war der angeschlagene Landesmeister überfordert. Scott Parker warf für die letzte halbe Stunde noch Denis Odoi und Ferran Jutgla in die Partie, die längst entschieden war. Yaremchuck, für den es Applaus von den Rängen gab, und Ex-AS-Spieler Clinton Mata mussten runter. Besserung brachte es aber keine.
In der 70. Minute gab es Foulelfmeter für Benfica. Syllah hatte den eingewechselten Gilberte mit einer ungeschickten Grätsche im eigenen Sechzehner zu Fall gebracht. Joao Mario schickte Mignolet in die andere Ecke und verwandelte sicher zum 4:0.
Brügges Leidensweg war aber noch nicht zu Ende, denn Benfica blieb in Spiellaune und nahm das Tempo nur selten raus. Nach Linksschuss von David Nerres lag der Ball wieder im Tor und wurde zunächst vom Unparteiischengespann wegen Abseits nicht gegeben. Nach Überprüfung durch den VAR zählte der Treffer dann aber doch.
Meijer erzielte mit einem beherzten Linksschuss in der 88. Minute zumindest den Ehrentreffer für die Gäste. Das 5:1 für die Gastgeber war ein weiterer herber Rückschlag für den Landesmeister, der unter dem neuen Trainer Scott Parker noch nicht hat überzeugen können. Ob der Brite noch am Wochenende im Amt sein wird, ist fraglich.
Christophe Ramjoie