Im Vergleich zur 0:2-Niederlage gegen Argentinien veränderte Kroatiens Coach Zlatko Dalic die Startelf auf fünf Positionen. Für Juranovic, Lovren, Sosa, Brozovic und Pasalic starteten Stanisic, Sutalo, Majer, Livaja und Orsic. Marokkos Trainer Walid Regragui hatte zwei Ausfälle zu beklagen. Kapitän Saiss war gegen Kroatien immerhin im Kader, Mazraoui fehlte verletzt. Auch Mittelfeldmann Ounahi musste auf die Bank.
Neu dabei waren Attiyat-Allah, Sabiri und El Khannous. Letzterer ist Spieler des KRC Genk und hat in den belgischen Nachwuchs-Nationalmannschaften gespielt, bevor er sich für die marokkanische Nationalelf entschieden hat. El Khannous hat seine ersten Schritte in der 1. Division A in den Play-offs der letzten Saison beim KRC Genk unter Trainer Bernd Storck gemacht.
Marokko hatte in der dritten Minute Glück, als der verunglückte Pass von Keeper Bono nicht im eigenen Tor landete, sondern vorbei am Kasten im Toraus. Vier Minuten später überraschten die Kroaten Marokkos Abwehr mit einer Freistoßvariante, via Perisics Kopf landete der Ball vor Gvardiol, der per Flugkopfball zum 1:0 traf. Die erste Führung der Kroaten in diesem Turnier.
Im direkten Gegenzug gab es Freistoß für Marokko. Zyiech brachte diesen in Richtung Strafraum, dort wurde er von Majer unfreiwillig verlängert in den Fünfmeterraum, wo Dari schnell reagierte und zum 1:1 ausglich.
In der 18. Minute kam Kramaric im zweiten Anlauf zum Kopfball, Bono im Tor der Marokkaner war aber zur Stelle. Sechs Minuten später war der Schlussmann der Atlaslöwen erneut gefordert, diesmal bei Modrics Schuss von der Strafraumgrenze. Bono klärte im Nachfassen.
Die Marokkaner kombinierten sich in der 29. Minute hinter die kroatische Abwehrkette. Hakimis Flanke kam dann in den Rücken des völlig zentral im Strafraum freistehenden En-Nesyri. Glück für die Kroaten! Wenig später verpasste En-Nesyri nach Ecke von Zyiech hauchzart per Kopf.
Kurz vor der Pause verlor El Khannous den Ball in der Vorwärtsbewegung vor dem eigenen Strafraum. Kroatien schaltete schnell um und der Ball landete bei Orsic halblinks. Der Stürmer zirkelte den Ball via Innenpfosten zum 2:1 in die Maschen. Das war auch der Stand zur Pause.
Bei den Marokkanern gab es einen personellen Wechsel: Chair kam für Sabiri. Die Kroaten hatten den ersten Abschluss des zweiten Spielabschnitts nach 90 Sekunden. Orsic zog aus gut 18 Metern mal ab. Der Ball wurde von El Yamiqs Hüfte knapp zur Ecke abgefälscht. Sonst passierte nicht viel auf dem Feld. Marokko zahlte den Preis für die aufopferungsvolle Spielweise während des Turniers, da auch noch weitere Spieler verletzt runter mussten.
In der Schlussviertelstunde nahm die Partie noch einmal Fahrt auf. Die Kroaten bekamen in der 75. Minute nach einem überdeutlichen Foul an Gvardiol keinen Elfmeter. Das Spiel lief weiter und im Gegenzug verhinderte Livakovic den Ausgleich der Marokkaner. Kurios war, dass ein VAR-Check der Szene zuvor ausblieb. Kurz vor dem Ende verpasste Kovacic den K.O. der Marokkaner. Der Schuss des Chelsea-Profis ging am zweiten Pfosten vorbei.
Kroatien sichert sich nach dem Vize-Weltmeistertitel 2018 nun also die Bronzemedaille bei der WM in Katar. Es ist das zweite Mal in der Geschichte des kroatischen Fußballverbands, dass die Nationalmannschaft auf dem dritten Platz bei einer WM landet. 1998, bei der WM in Frankreich, war das auch schon der Fall. Für Marokko ist der vierte Platz bei einer WM der bislang größte Erfolg.
Christophe Ramjoie