Didier Deschamps musste im Vergleich zum 2:1-Erfolg über England auf die angeschlagenen Rabiot und Upamecano verzichten. Konaté rückte in die Innenverteidigung, Fofana ins Mittelfeld. Auch bei Marokko gab es zwei Änderungen in der Startelf im Vergleich zum 1:0-Sieg im Viertelfinale über Portugal. Bayerns Mazraoui und Brests Dari durften von Beginn an ran, dafür mussten Attiyat Allah und Amallah auf die Bank. Spannend war das Duell auch wegen des Aufeinandertreffens der beiden befreundeten PSG-Spieler Mbappé und Hakimi.
Mit der ersten Chance des Spiels gingen die Franzosen in Führung. Varane fand die Lücke und schickte Griezmann rechts in den Strafraum. Dessen Querpass fand Mbappé. Der erste Versuch wurde von der marokkanischen Abwehr noch geblockt. Dari fälschte den zweiten Versuch Mbappés aber nach links zu Theo Hernandez ab. Aus spitzem Winkel netzte dieser artistisch vorbei an Marokkos Schlussmann Bono zum 1:0 für Frankreich ein. Der erste echte Gegentreffer der Marokkaner bei dieser WM! Das einzige Gegentor bis dahin war ein Eigentor im Spiel gegen Kanada.
Marokko war nicht wirklich geschockt und hatte fünf Minuten später einen starken Abschluss. Ounahi bekam etwas viel Raum und schlenzte den Ball aus gut zwanzig Metern aufs Tor. Lloris klärte per Flugabwehr. In der 17. Minute profitierten die "Bleus" beinahe von einem Fehler von Saiss in Marokkos Abwehr. Giroud zog von der Strafraumgrenze ab. Der Ball landete aber nur am linken Pfosten. Glück für Marokko! Im Anschluss war in beiden Strafräumen über knapp zwanzig Minuten wenig los.
Ab der 35. Minute nahm der Druck der Franzosen wieder zu. Der Schuss von Mbappé wurde in der 36. Minute abgeblockt. Im zweiten Anlauf setzte Giroud das Leder knapp links am Tor vorbei. Unmittelbar vor der Pause hatten die Atlaslöwen die Riesenchance zum Ausgleich. Der Fallrückzieher von El Yamiq wurde von Frankreichs Keeper Lloris und dem linken Pfosten geklärt. Marokko befand sich danach noch ein wenig im Aufwind, aber der Ausgleich blieb aus. Mit der knappen 1:0-Führung der Franzosen ging es in die Kabinen.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit musste Marokkos Coach Regragui zum zweiten Mal wechseln. Attiyat Allah kam für den angeschlagenen Mazraoui, schon in der 21. Minute hatte Saiss seinen Platz verletzungsbedingt für Amallah räumen müssen. Der pfeilschnelle Mbappé zündete in der 51. Minute den Turbo und dribbelte sich dann links an den Strafraum, dort wurde er vom heranrauschenden Amrabat mit einer sauberen, aber sehr rustikalen Grätsche gestellt. In der Folgezeit zeigten die Marokkaner ihre technischen Stärken und setzten die Equipe Tricolore ordentlich unter Druck.
19 Minuten vor dem Ende setzte der eingewechselte Thuram nach Zuspiel von Griezman per Kopf die Kugel knapp rechts am marokkanischen Tor vorbei. Didier Dechamps griff wenig später entscheidend ein. Der Coach der Franzosen brachte in der 78. Minute Kolo Muani. Der Spieler von Eintracht Frankfurt traf nur 42 Sekunden später in Abstaubermanier nach starker Vorarbeit von Kylian Mbappé zum 2:0. Die Vorentscheidung zu Gunsten der Franzosen. In der Nachspielzeit drängten die Marokkaner auf den Anschlusstreffer, aber die Franzosen konnten mit etwas Glück durch Koundé vor der Linie klären. Das war es, denn es blieb beim 2:0.
Frankreich bestreitet am Sonntag das Finale gegen Argentinien und versucht als erstes Team seit 60 Jahren, seinen Titel zu verteidigen. Als letztem Land war dieses Kunststück 1962 Brasilien geglückt. Frankreich gegen Argentinien, das gab es noch nie in einem WM-Finale. Marokko tritt schon am Samstag gegen Kroatien an und spielt um den dritten Platz.
Christophe Ramjoie