Es war das Duell zwischen der besten Verteidigung (Marokko) und dem besten Angriff (Portugal) dieser WM. Bei Marokko fehlten Mazraoui und Aguerd verletzungsbedingt. Dafür standen Attiat-Allah und El Yamiq in der Verteidigung. Bei Portugal startete Ronaldo erneut von der Bank aus. Sein Vertreter Gonçalo Ramos, der im Achtelfinale gegen die Schweiz drei Treffer erzielte, genoss erneut das Vertrauen des Trainers. Ruben Neves anstelle von William Carvalho war die einzige Veränderung im Vergleich zum 6:1-Erfolg der Portugiesen gegen die Schweiz.
Die Portugiesen schnürten Marokko in der Anfangsphase eng in der eigenen Hälfte ein und hatten gleich in der fünften Minute schon die erste Chance durch Joao Felix. Bono im Tor der Atlaslöwen war beim Flugkopfball gleich mal so richtig gefordert und klärte zur Ecke. Eine Minute später hatten die Marokkaner ihren ersten Abschluss. En-Nesyris Kopfball ging aber drüber.
Marokko setzte, wie schon gegen Spanien, auf eine kompakte Organisation. Die Portugiesen hatten Schwierigkeiten, sich eine Lücke herauszuspielen. Da mit dem Kurzpassspiel kein Durchkommen in Sicht war, kam nach einer halben Stunde auch der lange Ball bei den Portugiesen zum Einsatz. Nach einem solchen langen Ball von Ruben Neves klärte El Yamiq vor den Strafraum zu Joao Felix. Der abgefälschte Schuss des 23-Jährigen ging nur knapp über das Tor.
Auch den nächsten Abschluss der Portugiesen hatte Felix. Von der Strafraumgrenze ging der Ball in der 39. Minute knapp über das Tor. Drei Minuten später patzte Portugals Keeper Diogo Costa, indem er bei einer Flanke von links zu spät kam. En-Nesyri war schneller mit dem Kopf dran und netzte zum 1:0 für die Atlaslöwen ein.
In der 45. Minute hatte Bruno Fernandes den Ausgleich auf dem Fuß. Seine Direktabnahme prallte aber nur an den Querbalken. Es blieb bei der knappen 1:0-Führung der Marokkaner zur Pause.
Personelle Veränderungen gab es nach dem Seitenwechsel keine zu verzeichnen. Knapp vier Minuten nach dem Wiederanpfiff hatten die Marokkaner eine gute Option nach Freistoß von Zyiech, den Vorsprung zu verdoppeln. Diesmal klärte Diogo Costa. Wenig später kam bei den Portugiesen der zurzeit vereinslose Cristiano Ronaldo zum Zuge, um das Blatt zu wenden.
Nach einer knappen Stunde kam Gonçalo Ramos recht ungestört zum Kopfball. Der Ball ging aber nur am Kasten der Marokkaner vorbei. Auch der nächste Abschluss kam von den Portugiesen. Bruno Fernandes setzte von der Strafraumgrenze an und schoss knapp über das Tor.
Für die Schlussphase verstärkte Marokko die Defensive und stellte auf Fünferkette um. Portugal biss sich an der verstärkten Abwehr die Zähne aus und das Spiel wurde zur Geduldsprobe. Marokko lauerte auf schnelle Konterchancen, um für die Entscheidung sorgen zu können. Acht Minuten vor dem Ende wusste Bono im Tor der Marokkaner mit einer starken Flugparade den Schuss von Felix zur Ecke zu klären. In der ersten Minute der Nachspielzeit klärte Bono beim Schuss von Ronaldo im Nachfassen.
Zwei Minuten später musste Marokko nach Gelb-Rot für Cheddira mit einem Mann weniger auskommen. Drama pur! Zwei Minuten später vergab Aboukhlal Portugals K.O. und scheiterte an Costa im Tor. Am Ende blieb es beim 1:0.
Marokko schreibt dadurch WM-Geschichte und zieht als erstes afrikanisches Land in ein Halbfinale bei einer Fußball-WM ein. Marokko bleibt zudem in diesem Turnier weiter ohne ein Gegentor des Gegners. Der einzige Gegentreffer war ein Eigentor im Vorrundenspiel gegen Kanada. Mit Portugals WM-Aus endet womöglich auch die Nationalmannschaftskarriere von Cristiano Ronaldo.
Christophe Ramjoie