In der Startelf Marokkos gab es im Vergleich zum letzten Gruppenspiel gegen Kanada eine Veränderung. Standard-Profi Amallah kehrte in die Startelf zurück, Sabiri nahm dafür wieder auf der Bank Platz. Bei den Spaniern setzte Luis Enrique wieder auf seine Stammformation, nachdem er im letzten Gruppenspiel gegen Japan rotiert hatte. Beim letzten und einzigen Aufeinandertreffen beider Nationen bei einer WM gab es ein 2:2-Unentschieden im letzten Gruppenspiel der WM 2018.
Die Marokkaner starteten im Education City Stadium weit zurückgezogen in der eigenen Hälfte. Die Spanier mussten den Ball gegen das Abwehrbollwerk der Nordafrikaner kreisen lassen, aber eine Lücke tat sich erst einmal nicht auf.
Hakimi setzte in der 12. Minute einen Freistoß von links über Spaniens Mauer und Tor. Spaniens Suche nach einer Lücke im engen Defensivriegel der Marokkaner blieb eine zähe Angelegenheit. Die Folge waren wenige spielerische Highlights auf dem Rasen. In der 25. Minute profitierten die Spanier beinahe von einer Balleroberung kurz vor dem Strafraum der Marokkaner. Olmo brachte den Ball direkt zu Asensio, der mit seinem Versuch an der Latte scheiterte. Auch der Nachschuss ging nicht rein, ein Tor hätte wegen Abseitsstellung ohnehin nicht gezählt.
Zwei Minuten später der nächste Versuch der Spanier über die linke Seite. Asensions Schuss ließ nur das Außennetz zittern. Bayern-Spieler Mazraoui versuchte es in der 33. Minute mit einem Schuss aus der Distanz. Spaniens Keeper Unai Simon hatte den Ball erst im Nachfassen sicher. Nicht nur das gellende Pfeifkonzert der marokkanischen Fans in Katar ließ die Partie wie ein Heimspiel der "Atlaslöwen" wirken. Vielleicht auch wegen der Kulisse konnten die Marokkaner in der Schlussphase des ersten Durchgangs mächtig Druck auf die Spanier aufbauen. Aguerd setzte den Ball in der 41. Minute mit dem Kopf über das Tor. Zwei Minuten später konnte Laporte im spanischen Sechzehner vor En-Nesyri klären. Torlos ging es in die Kabinen.
Beide Teams verzichteten zu Beginn der zweiten Halbzeit erst einmal auf Wechsel. Auch das Spielbild blieb ähnlich. Spanien mit deutlich mehr Ballbesitz und Marokko mit der besseren Zweikampfquote. Neun Minuten nach dem Wiederanpfiff beförderte Spanien Olmo einen Freistoß direkt auf Marokkos Keeper Bono, der per Faustabwehr den Rückstand der Nordafrikaner verhinderte.
Weitere Torabschlüsse blieben rar gesät, da Marokko weiterhin sehr diszipliniert in der Abwehr agierte. Morata hatte für Spanien in der 82. Minute einen Abschluss. Aus spitzem Winkel ging das Leder aber am langen Pfosten vorbei. Drei Minuten später drehte dann auch Marokko noch einmal auf, aber ein klarer Abschluss blieb aus. Da auch in der Nachspielzeit keine Tore fallen sollten, musste das siebte Achtelfinale bei dieser WM in die Verlängerung. Für Marokko ein Riesen-Erfolg, denn so weit waren in Nordafrikaner noch nie in der Geschichte der WM.
Das Muster des Spiels blieb auch in der Verlängerung unverändert. Spanien mit dem Ballbesitz und Marokko mit einer starken Defensive. In der 104. Minute dann ein gefährlicher Nadelstich der Marokkaner, als Cheddira nach toller Kombi alleine vor Spaniens Keeper auftauchte. Unai Simon verhinderte mit einer starken Fußabwehr den Rückstand der Spanier. Auch nach 105 Minuten war immer noch kein Tor gefallen und das sollte sich auch nach der zweiten Hälfte der Verlängerung nicht ändern, auch weil Spanien seine letzte Chance in der zweiten Minute der Nachspielzeit nicht nutzen konnte. Das Elfmeterschießen musste also her, um den nächsten Viertelfinalisten zu ermitteln.
Trotz der intensiven Vorbereitung der Spanier aufs Elfmeterschießen scheiterten die ersten drei Schützen der "La Roja". Marokko blieb cool und schoss sich vom Punkt ins Viertelfinale.
Christophe Ramjoie