Dass Katar für 2022 trotz der im Sommer dort herrschenden Hitze die besten Chancen hatte, das pfiffen die Spatzen schon vor der Abstimmung in Zürich von den Dächern.
Über die Vergabe der WM 2018 war hingegen im Vorfeld sehr viel heftiger diskutiert worden. Vor allem England als Mutterland des Fußballs und Russland als politische Macht waren hoch gehandelt worden.
Dass man sich am Ende für Russland entschieden hat und England offenbar schon im ersten Wahlgang ausschied, das mag überraschen, wenn man berücksichtigt, in welchem Zustand sich die Fußballstadien dort befinden und wie schlecht die Verkehrsverbindungen in dem riesigen Land sind. Aber offenbar wurde das verdrängt, um die WM zum ersten Mal nach Osteuropa zu vergeben, an ein Land mit 6 Millionen aktiven Fußballspielern.
So wie Atlanta und Sotschi
Als Wirtschaftsmacht konnte Russland offenbar starke politische und finanzielle Argumente in die Waagschale werfen. Dabei ist es ja gerade in der jüngeren Sportgeschichte nicht das erste Mal, dass diese Trümpfe stechen. Denken wir nur an die Vergabe der Olympischen Sommerspiele an die Coca-Cola-Metropole Atlanta oder an die Winterspiele, die 2014 im russischen Sotschi stattfinden sollen, wo jetzt erst ein Wintersportgelände erschlossen wird.
Sympathische Außenseiter
Die belgisch-niederländische Delegation hat im Vorfeld der Abstimmung in Zürich mit ihren Publikumslieblingen vergangener Fußballzeiten, mit ihren Fans und einer Musikkapelle beste Stimmung verbreitet. Auch der letzte Bewerbungsauftritt heute früh kam bei der Presse und bei der FIFA gut an. Die beiden Premierminister Yves Leterme und Mark Rutte hatten gemeinsam mit einigen Publikumslieblingen der Fußballszene wie Johan Cruyff, Paul Van Himst, Romelu Lukaku und Jean-Marie Pfaff ein letztes Mal für eine WM der kurzen Distanzen in den Nachbarländern mit hoher Lebensqualität geworben.
Belgien und die Niederlande haben Emotionen ins Spiel gebracht und so versucht, vorhandene Schwachstellen im Bewerbungsdossier wettzumachen. Belgien und die Niederlande wollten die WM 2018 als Fest angehen, das war ein interessanter Ansatz. Letztlich waren andere Argumente ausschlaggebend. Im Vergleich zu Russland ist das nette Gespann Belgien-Holland politisch und wirtschaftlich ein Leichtgewicht.
Reaktionen
Natürlich gab man sich nach der Abstimmung in belgischen Fußballkreisen enttäuscht. So bedauerten die Gäste in den Sondersendungen des Fernsehens, dass im Fall von Russland der politische Einfluss und im Fall von Katar der Einfluss des Geldes die Hauptrollen gespielt hätten. Ex-Nationalspieler Marc Wilmots meinte, der Sport sei als Verlierer aus den Entscheidungen hervorgegangen.
Klar dass derlei Argumente auf der Gewinnerseite keine Rolle spielen. Sein Land wolle mit der Fussball-Weltmeisterschaft Geschichte schreiben, sagte der russische Vize-Regierungschef Schuwalow in Zürich. Für Katar bedankte sich Scheich Mohammed bin Chalifa Al Thani mit der Ankündigung, Katar werde die Welt des Fußballs nicht enttäuschen. FIFA-Präsident Blatter hob hervor, dass der grösste Sportverband der Welt mit 300 Millionen Mitgliedern und einer Milliarde Fans mit der ersten WM in Osteuropa und in der arabischen Welt Neuland betreten werde.
Hier ist wohl einiges unterm Tisch geBLATTERt worden.
Russland - kann ich noch irgendwo nachvollziehen. Die Wege zwischen den Spielorten sind gewaltig. Allerdings ein Land, wo im Winter tausende den Kältetod sterben, sollte hier erstmal für die Menschen da sein, als in Verkehrssysteme und teure Stadien zu investieren.
Katar - da fällt mir wirklich nichts - aber auch wirklich gar nichts mehr zu ein !!
Nach den Spielen werden die teuren Stadien allesamt abgerissen. Da hat niemand im Lande etwas von, außer das Prestige der Oberschicht. Dekadenz in Reinkultur. 🙁