Dass es auf der Fußballtribüne nicht immer auf die feine englische Art zugeht, ist bekannt. Doch in Sachen Rassismus gilt die Regel: Das hat auch im Stadion nichts zu suchen. Das weiß jeder Fußballfan, der schon einmal den Anti-Rassismus-Spot der UEFA mit Starspielern wie Messi, Ronaldo, Neymar oder Neuer gesehen hat.
Rassimus wird sichtbar, wenn es auf Erstligaebene und der Champions League geschieht. Aber er findet auch auf der Amateurebene und Jugendebene statt, bestätigt der dunkelhäutige Ex-FC-Bütgenbach-Trainer Tommy Chiragarhula: "Zu diesem Thema kann ich nur eines sagen: Es ist traurig, dass das in der heutigen Zeit noch passiert, aber so ist es."
Erziehung zum fairen Spiel
Nach außen hin geben sich Vereine weltoffen und kaum ein Club verzichtet auf eine Charta, in der Rassismus verurteilt wird. Doch könnten die Vereine mehr tun? Strengere Strafen aussprechen, oder längere Stadionverbote erteilen? Chiragarhula träumt von einer radikalen Lösung: "Um dieses zu unterbinden, müsste man die Anonymität wegnehmen. Man müsste solche Leute quer über den Platz begleiten, damit jeder sieht, wer es war."
Tommy Chiragarhula sieht die Verantwortung jedenfalls nicht alleine bei den Vereinen. Das sei ein Problem, das alle beschäftigen sollte: "Das ist ein gesellschaftliches Problem und nicht nur ein Problem im Stadion oder in der Halle. Das ist allgemein so. Das kann man in meinen Augen nur mit der Jugend in den Schulen regeln - und zwar von klein an."
Mehr Zivilcourage
Es müsse mehr miteinander geredet werden. Eine andere Lösung sieht er nicht. Erziehung zum fairen Spiel beinhaltet auch Erziehung gegen Rassismus. Vielleicht fehlt es noch an Zivilcourage: "Auf jeden Fall brauchen wir mehr Zivilcourage - auf allen Ebenen."
Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie sehr der Rassismus im belgischen Fußball lebt, der kann sich noch bis August die VRT-Doku "FC United" anschauen. Sie ist kostenlos in der VRT-Mediathek zu sehen. In dem Dreiteiler berichten auch Profis wie Romelu Lukaku davon, wie der Rassismus seit der Kindheit zum ständigen Begleiter wurde.
Als Vater glaubt Tommy Chiragarhula an eine bessere Zukunft: "Meine Tochter hat gar keine Probleme in der Schule oder wenn sie irgendwo spielen geht. Diese Generation wächst automatisch multikulturell auf und hat dadurch im Vergleich zu uns einen großen Vorteil."
Leider gibt es noch immer zu viele schlechte Vorbilder und Vorfälle.
Manuel Zimmermann