So ganz genau kann sich der damalige Coach, Reinhold Backes, nicht mehr an den Tag des Aufstiegs, den 29. April 2001, erinnern: "Man war 100-prozentig sicher, dass man aufsteigen würde. Und ich weiß auch heute gar nicht, ob wir 3:0 zu Hause gewonnen haben oder 3:1. Auf jeden Fall haben wir es bei dem letzten Spiel relativ locker geschafft. Und dann waren wir in der Ehrendivision."
Die Halle des SFZ war am 29. April 2001 proppevoll und den St. Vithern fehlte zum Aufstieg nur noch ein Satzgewinn im Heimspiel gegen Kruibeke. Am Ende wurde es sogar ein glatter 3:0-Erfolg und entsprechend groß war der Jubel.
René Hartmann war zu der Zeit des Aufstiegs Präsident des VS St. Vith und hatte den Aufstieg zunächst nicht kommen sehen. Doch im Laufe der Saison gewann die Mannschaft ein Spiel nach dem anderen und so kam Euphorie auf: "Als wir Erster waren, fotografierten wir den Fernsehbildschirm mit dem Teletext der VRT."
Dabei war die Saison schlecht gestartet für die Volleyballmannschaft. Der Erfolg kam erst als Reinhold Backes Coach und Eric Humblet Trainer in St. Vith wurden. "Die Chemie stimmte", erklärt Reinhold Backes. Daraufhin hat das Team 13 Spiele in Folge gewonnen.
Belle Époque
Der Aufstieg am 29. April 2001 war quasi der Beginn einer "Belle Époque" des Volleyballs in Sankt Vith. Es war das erste Mal, dass ein Verein der Stadtgemeinde Sankt Vith in die höchste Spielklasse des Landes gestiegen ist. "Wir hatten eine schöne Zeit", bestätigt René Hartmann. "Wir haben auch gegen berühmte Vereine gespielt, die Business-Logen und ähnliches hatten. Es war eine Zeit, die ich nicht missen möchte."
In dem Aufstiegsjahr war Eric Humblet laut Reinhold Backes einer der wichtigen Schlüsselspieler: "Er hatte viel Erfahrung und hat uns ein gutes Stück nach vorne gebracht. Es war eine tolle Mannschaft, aber Eric war schon die Seele der Mannschaft."
"Das St. Vither Publikum war bei Siegen begeistert. Aber sobald wir verloren haben, dann war irgendwie schon eine Missstimmung in dem Ganzen", erinnert sich der damalige Präsident. Die Zuschauer kamen zum Siegen, so Hartmann.
"Wir haben auch ein Spiel der belgischen Nationalmannschaft gegen die deutsche Nationalmannschaft ausgetragen - beide in Bestbesetzung gespielt. Da waren 600 bis 700 Leute da", erinnert sich René Hartmann mit Begeisterung.
Ende einer Ära
2005 war Schluss mit VS St. Vith in der Ehrendivision. Der Druck sei vor allem finanziell hoch gewesen, sagt Backes. "Der belgische Volleyballverband hat uns irgendwann in die Knie gezwungen, als die Ehrendivision zu einer professionellen Liga erklärte. Das heißt, wir mussten für alle Spieler einen Arbeitsvertrag machen und Soziallasten bezahlen. Und da wir vorher immer mit Studierenden funktionierten, galt das nicht mehr. Das wurde uns dann irgendwo einfach zu viel", so der damalige Coach. "Das hat uns das Genick gebrochen. Sonst hätten wir das wahrscheinlich noch ein paar Jahre durchziehen können."
"Wir können eigentlich stolz darauf sein, dass wir keinem einen Cent schuldig sind", findet Reinhold Backes. "Alle Spiele wurden bezahlt und ich glaube, der Verein konnte weiterleben, ohne irgendeinen Euro Schulden zu haben."
René Hartmann ist dennoch erleichtert, dass er den Druck von damals nicht mehr spürt. Seine Funktion als Präsident war mit vielen Aufgaben und Pflichten verbunden.
Volleyball spielt im Leben von Reinhold Backes seit dem Abstieg 2005 überhaupt keine Rolle mehr. "Ich bin froh, dass ich damals den Abschluss gemacht habe." Nach 2005 hat er sich anderen Sportarten gewidmet: Laufen, Fahrrad fahren und Tennis. "Aber ich will wirklich mit Volleyball nichts mehr zu tun haben."
cr/rasch