Es hatte schon etwas Befremdliches vor dem Rheinderby zwischen Gladbach und Köln. Da wo sonst die Fans stundenlang vor Spielbeginn einheizen, herrschte aufgrund des Zutrittsverbots für Zuschauer wegen der Coronavirus-Epidemie gespenstische Stille. Die Fans beider Lager hatten sich zum Großteil gut an die Anweisungen gehalten und waren nicht wie befürchtet zum Stadion angereist, um das Derby vor den Toren des Borussia-Parks mitzuerleben.
Das Derby zwischen Mönchengladbach wurde bereits zum zweiten Mal abgestraft, denn beim ursprünglich angesetzten Termin hatte Sturmtief Sabine einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die trotzdem anwesenden Ordner schien es irgendwie zu freuen, dass das Spiel ohne die üblichen Menschenmassen durchgezogen wurde. "Es ist schon angenehm mal nicht beschimpft zu werden an einem Spieltag", meinte einer der Parkplatzwächter auf dem Weg zum Stadion.
Im sonst so lebhaften Borussia-Park herrschte Provinzklassenatmosphäre. Selbst die sonst so laute Lautsprecheranlage war vor dem Derby auf Zimmerlautstärke heruntergestellt worden. Aber die Rituale vor dem Spiel blieben gleich. Es wurde alles abgespielt, wie an normalen Spieltagen, nur halt leiser. Von den wenigen anwesenden Clubmitarbeitern beider Vereine, gab es beim Betreten des Rasens der 22 Akteure dann doch ein wenig Applaus.
Vielleicht war Schiedsrichter Aytekin durch die ungewöhnliche Ruhe im Stadion irritiert, denn der Unparteiische pfiff das Spiel vor leeren Rängen auch noch zu früh an. Für einen Lacher bei den wenigen Anwesenden sorgte noch der Stadionsprecher, der im Laufe des Spiels gerne die Zuschauerzahlen präsentieren sollte. " Gerne hätte ich Ihnen die Zuschauerzahlen präsentiert, heute gibt es keine," war sein kurzer und trockener Kommentar.
Es bleibt zu hoffen, dass man die Coronavirus-Epidemie schnell in den Griff bekommen wird, denn auf Dauer ist Fußball, oder auch andere Sportevents ohne Zuschauer nur halb so schön. Aber erst einmal werden wir uns an Sport vor leeren Rängen wohl gewöhnen müssen. Auch Belgien wird es wohl spätestens in den Play-offs zu Geisterspielen kommen, wie sie nun in fast ganz Europa ausgetragen werden. Gesundheit geht nun mal vor!
Christophe Ramjoie