Acht Spiele hat die AS Eupen in der ersten Fußballdivision hinter sich gebracht. Aber nach gut einem Viertel der Meisterschaft ist der ostbelgische Aufsteiger noch nicht angekommen in der höchsten Spielklasse. In acht Spielen gerade einmal drei Tore erzielt, 18 Gegentreffer kassiert, dazu fünf Rote Karten: am Samstag eine und gestern noch einmal zwei. Tendenz steigend und das ist bedenklich.
In der Tabelle nimmt Eupen den letzten Platz ein. Weil der SK Lierse - im übrigen auch mit zehn gegen elf - beim 1:1 gegen Anderlecht gepunktet hat, ist Eupen seit gestern Abend sogar alleiniger Träger der Roten Laterne. Wobei mit Westerlo und vor allem Lokeren, dem nächsten Gegner der AS Eupen, zwei Teams aus dem unteren Tabellendrittel jeweils drei Punkte eingefahren haben und sich etwas Luft verschafft haben.
Diese Luft wird für die AS Eupen immer dünner. Und das obwohl der Verein mit seinem italienischen Geldgeber nicht gerade untätig war. Vertragsverlängerung mit allen Leistungsträgern bis auf Mijat Maric, zwei Transferwellen mit einmal fünf und einmal sechs neuen Leuten. Dabei erfolgte die zweite Serie schon nach dem Start in die Meisterschaft und kann als Werfen einer ersten Reißleine betrachtet werden. Der zweite Rettungsanker wurde nach der fünften Niederlage mit der Entlassung der Trainercrew um Dany Ost geworfen.
Unter dessen Nachfolger Eziolino Capuano hat die AS Eupen zwar einen Punkt geholt, aber nicht unbedingt an Kredit und Sympathie gewonnen. Verlieren tut die AS Eupen weiter, aber das schöne Spiel der ersten Wochen, das bieten die Ostbelgier nicht mehr. So schlussfolgerte nach dem Brügge-Spiel gestern das RTBF-Fernsehen, wobei das gute Verhältnis des Senders zu Ex-Trainer Dany Ost mit zu dieser Einschätzung beigetragen haben dürfte.
Noch bedenklicher als die Zwischenbilanz von gerade einmal einem Punkt ist Eupens Spitzenposition in der Liste der Rot-Sünder. 'Bei der AS Eupen liegen die Nerven blank', so titelten die Kollegen vom Grenz-Echo nach dem Ausraster von Marcus Diniz gegen Germinal Beerschot in ihrer Montagsausgabe. So als wolle man diese These erhärten, kassierten die Eupener beim FC Brügge die roten Karten Nummer vier und fünf, wohlgemerkt am achten Spieltag.
Die erste sah Marco Obradovic, der in der Brügger Hälfte dem Ball vergeblich hinterher lief, und Odjidja von hinten in die Beine grätschte. In der 37. Minute musste Obradovic gehen und das bis dahin gehaltene Gleichgewicht in der AS-Mannschaft war dahin. Das 0:4 wollte Marco Diniz in der 87. Minute verhindern und rempelte an der Strafraumgrenze seinen allein aufs Tor zusteuernden Gegenspieler. Ganz sicher kein böses Foul, aber weil es der letzte Mann fast frei vor dem Tor war, konnte das eine Rote Karte werden. Und es wurde eine. Für Diniz die zweite Rote in Folge, alles andere als ein Trumpf beim Einspruch, den die AS gegen die achtwöchige Sperre ihres Abwehrchefs einlegen will.
Ausgelassene Torchancen, verletzte Stammspieler, Platzverweise: Seit die AS Eupen in der ersten Division spielt, kommt es knüppelhart. Dass der Wind in der ersten Division dem ostbelgischen Aufsteiger so hart entgegen blasen würde, das hätten selbst die größten Skeptiker nicht erwartet.
Doch gerade jetzt ist der Augenblick gekommen, in dem der Verein die Flügel nicht hängen lassen darf, weiter arbeiten muss, um endlich die vorhandenen Fähigkeiten abzurufen und die Schubumkehr zu schaffen. Denn noch ist die AS Eupen nicht abgestiegen. Der Patient von Dottore Capuano ist krank, aber nicht tot. Der Weg von der ersten in die zweite Division ist zwar steil, aber insofern recht schmal, als es nur einen Direktabsteiger gibt und ein zweiter Verein in die Relegation mit den Zweitligisten muss. All das nach 30 Spieltagen und den neu geschaffen Endrundenbegegnungen.
Es bleibt dabei. In den Monaten Februar, März und April entscheidet sich, wer absteigt. Dennoch wäre es natürlich nicht schlecht, vorher schon ein Lebenszeichen zu geben. Aus Sicht der AS Eupen am besten gleich Samstag in Sint Truiden gegen den SK Lokeren.
Bild: belga