Während gegenüber im Bootsclub am See von Bütgenbach langsam die Vorbereitungen für die neue Saison laufen, geht im Spiegelsaal des Worriken-Zentrums so richtig die Post ab: Marie Peters aus Weywertz und Benedikt Andres aus Mürringen trainieren für ihren ersten großen Auftritt auf internationaler Ebene in der Main-Class Freestyle, der früheren A-Klasse. "Das ist die höchste Kategorie im Rock-'n'-Roll-Paartanz. Der Unterschied ist, dass die akrobatischen Elemente frei geworfen sind", erklärt Benedikt Andres.
Und da bleibt einem schon im Training beim Zuschauen die Spucke weg. Während der 26 Jahre alte Benedikt die im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle spielt, wirbelt die zehn Jahre jüngere Marie förmlich durch die Lüfte. "Ich musste mich nicht so viel umstellen, weil ich auch schon geturnt habe und die akrobatischen Elemente wie Saltos und so schon mal gemacht habe. Zwar in einer anderen Version, aber doch ähnlich", sagt Marie Peters.
Wichtig beim Paartanz auf diesem Niveau ist, dass sich beide Partner praktisch blind verstehen. "Wir beide tanzen jetzt gut zwei Jahre zusammen. Ich hatte verschiedene Partnerinnen vorher, sie hatte vorher einen anderen Partner. Mit der Zeit findet sich der Richtige", so Andres.
Auf internationalem Parkett wie in Krakau ist die tänzerische Konkurrenz natürlich groß - "vor allem aus Osteuropa, vor allem Russland. Da ist es ein bisschen Nationalsport." Und das liegt nicht nur daran, dass mit Katerina Tichonowa eine Tochter von Wladimir Putin diesen Sport auf hohem Niveau betreibt.
Für Benedikt Andres und Marie Peters ist es ein Privileg, sich mit der starken Konkurrenz zu messen: "Es ist schon inspirierend, wie gut die Akrobatik bei diesen Paaren klappt. Wäre schön, wenn es mal irgendwann in diese Richtung geht."
Für ihren ersten internationalen Auftritt auf diesem Niveau setzen sich Marie Peters und Benedikt Andres bewusst keine zu hohen Erwartungen, gerne würden sie das Viertelfinale mit den besten 20 Paaren erreichen.
"Ich trainiere sie zusammen mit Michelle Fickers", sagt Trainerin Elena Hoffmann. "Die beiden haben wirklich viel gearbeitet, auch andere Akrobatiktrainer in Belgien und Deutschland besucht. Das erste Turnier soll gut und sicher ablaufen. Aber für die Zukunft haben wir schon unsere Hoffnungen und Erwartungen."
Elena Hoffmann wird die beiden nach Krakau begleiten und auch die Formation der "Ladies", die ebenfalls an dem internationalen Wettkampf in Polen teilnimmt. "National konnten wir schon drei Jahre hintereinander den Meistertitel verteidigen, aber international ist das ein komplett anderes Spiel. Da versuchen wir dann, mit unserem begrenzten Training so gut wie möglich anschließen zu können."
Bis zu dreimal wöchentlich trainieren die Tänzerinnen, wobei einige von ihnen auch Paartanz machen. Neben Elena Hoffmann ist Nancy Grün für die "Hot-Shoes-Ladies" verantwortlich. "Mit jedem Training wird es besser. Wir üben immer Kleinigkeiten, kleine Stücke und mit der Zeit wird es immer besser."
Denn auch hier muss wirklich ein Rädchen ins andere greifen. "Beim Formationstanz sind die Synchronität und die Technik das Wichtigste. Beim Paartanz gibt es noch die Akrobatikelemente, die beim Formationstanz nicht vorkommen. Die Choreographie muss gut sein, es muss ein Thema verkörpern - das Wichtigste ist die absolute Synchronität der Gruppe."
Stephan Pesch