In der Gesamtwertung änderte sich nichts : Alberto Contador führt weiterhin mit acht Sekunden Vorsprung auf Andy Schleck vor dem Einzelzeitfahren morgen.
Es war der erste Massenspurt in Bordeaux seit 1999 : Damals gewann Tom Steels, der letzte belgische Sieger in der zweithäufigsten Etappenstadt der Tour de France nach Paris.
Am Sieg von Mark Cavendish gab es heute nichts zu deuteln: Wie schon drei Mal zuvor bei dieser Tour gewann der Engländer mit einigen Längen Vorsprung. Eigentlich überraschend, diese gute Form von Cavendish, der in den Bergen mit einer Bronchitis zu kämpfen hatte und heute Morgen noch überlegen musste, ob er überhaupt an den Start gehen sollte.
Schon nach 14 Kilometern gab es heute den ersten Ausreißversuch: Vier Fahrer, die Franzosen Pineau und Vaugrenard, der Italiener Oss und der Däne Breschel, schafften einen maximalen Vorsprung von 3 Minuten 40, doch wurden sie 13 Kilometer vor dem Ziel in Bordeaux eingeholt. Daniel Oss versuchte es noch kurz allein, doch natürlich wurde auch er noch vom Hauptfeld geschluckt. Natürlich, weil heute der Tag der Sprinter war, und deshalb sorgten gleich mehrere Mannschaften im Hauptfeld für ein hohes Tempo, je näher Bordeaux in Reichweite kam.
Mit Cavendish gewann der haushohe Favorit, mit Petacchi wurde der aussichtsreichste Kandidat auf das grüne Trikot Dritter. Der bisherige Träger dieses Trikots, der Norweger Hushovd, enttäuschte und wurde nur 14. des Massenspurts von Bordeaux.
Positiv aus belgischer Sicht der siebte Platz von Jürgen Roelandt aus Sint-Martens Bodegem.
Die Tour de France ist natürlich entschieden. Der Spanier Alberto Contador hat sich gestern bei der letzten Bergetappe in den Pyrenäen seinen dritten Toursieg gesichert. Kein Experte geht davon aus, dass der als guter Zeitfahrer bekannte Alberto Contador morgen beim Einzelzeitfahren von Bordeaux nach Pauillac diese Tour noch verlieren wird.
Der Zweite der Gesamtwertung, Andy Schleck, mag der beste Bergfahrer in dieser Tour sein, doch im Zeitfahren wird er garantiert nicht die acht Sekunden Rückstand auf Contador gut machen können. Im Gegenteil: Schleck wird zusätzliche Zeit auf Contador einbüßen und am Ende froh sein, seinen zweiten Platz zu verteidigen.
Denn hinter dem Luxemburger lauern Samuel Sanchez und Denis Menchov, die zwar über drei Minuten schlechter stehen als Andy Schleck, die aber um die Schwäche des Luxemburgers beim Zeitfahren wissen. Erinnern wir uns an den Prolog in Rotterdam beim Start dieser Tour de France: Andy Schleck landete hier auf Platz 122 und verlor auf knapp 9 Kilometern 42 Sekunden auf Contador.
Ob Contador dieses Zeitfahren gewinnen wird, ist allerdings auch fraglich. Der Spanier würde sicherlich gerne, denn er hat noch keinen Etappensieg bei der diesjährigen Tour erzielt. Aber Contador ist sicherlich nicht so stark wie noch im vergangenen Jahr, als er bei seinem zweiten Toursieg klar der stärkste im gesamten Fahrerfeld war. In diesem Jahr hat er an diese Form noch nicht anknüpfen können. Contador gewann zwar in diesem Jahr die Rundfahrt Paris-Nizza, doch beim großen Einzelzeitfahren dieser Tour wurde er nur Achter. Übrigens auf einem Parcours, der dem von morgen zwischen Bordeaux und Pauillac sehr ähnelt.
Morgen also schon die vorletzte Etappe dieser Tour de France 2010. Aus belgischer Sicht eine gute Tour: Es gab zwar keinen belgischen Etappensieg zu vermelden, aber die gute Platzierung von Jurgen Van den Broeck in der Gesamtwertung macht Hoffnung auf mehr in den kommenden Jahren. Der fünfte Platz von Jurgen Vanden Broeck, den es morgen zu verteidigen gilt, ist die beste Platzierung eines belgischen Radprofis bei der Tour de France seit Claude Criquelion 1986.