Vor dem Anpfiff sprach die Statistik der letzten drei Jahre eine deutliche Sprache zugunsten von Standard Lüttich. Von den letzten zehn Aufeinandertreffen konnte Standard sieben Duelle gewinnen, zwei Unentschieden erzielen und musste sich nur einmal geschlagen geben. Beim letzten Landespokalfinale zwischen den beiden Kontrahenten konnte sich Genk im Jahr 2000 mit 4:1 durchsetzen.
Standard-Coach Sa Pinto brachte den zur Zeit wohl besten Spieler der 1. Division A von Beginn an. Im Tor stand wie schon bei den vorangegangenen Partien Jean François Gillet. Im Aufgebot fehlte der gelbgesperrte Laifis. Bei Genk vertraute Coach Philippe Clement unter anderem Ex-AS-Eupen-Spieler Clinton Mata in der Basis. Das Feld im Brüsseler König-Baudouin-Stadion präsentierte sich zum Pokalfinale nicht von seiner besten Seite. Die eisigen Temperaturen hatten dem Grün mächtig zugesetzt.
Das Spiel wurde mit einigen Minuten Verspätung angepfiffen. Neben Bengalo-Feuerwerk in beiden Fanlagern, gab es nämlich auch noch Probleme mit einem der beiden Tornetze. Der Rauch war schnell verflogen und der Schaden rasch behoben, sodass das Finale endlich angepfiffen werden konnte.
Frostiger Spielbeginn
Bei Minusgraden war der Spielbeginn erst einmal wie befroren. Standard zeigte sich ein erstes Mal nach einer Viertelstunde gefährlich vor dem Genker Tor nach Kopfball von Renaud Emond, der aber über den Kasten Vukovics ging. Das Spiel verlief danach wieder schleppend, ehe Razvan Marin es in der 22. Minute mit einem Schuss aus der zweiten Reihe versuchte. Wenige Augenblicke später zappelte der Ball im Lütticher Netz. Der Treffer wurde aber durch den Unparteiischen Lardot nicht gegeben, da der vermeintliche Torschütze Karelis beim Anspiel von Pozuelo knapp im Abseits stand.
Der nicht gegebene Treffer schien ein Auslöser für die Genker gewesen zu sein, denn in der Folgezeit bestimmten die Limburger das Geschehen auf dem Platz. Standard hatte sichtlich Mühe mit dem Genker Angriffsspiel. Nach der Druckphase der Limburger kam Lüttich erst wieder nach einer Standardsituation zu einer Möglichkeit. Luyindama konnte seinen Kopfball nach Freistoß von der rechten Seite nur links neben das Tor setzen.
Luyindama sorgte per Kopf auch für die erste Möglichkeit in Durchgang zwei. Diesmal aber direkt in die Hände von Genks Schlussmann Vukovic. Da waren 50 Minuten gespielt. Knapp zwei Minuten später versuchte es Fai von der Strafraumgrenze mit einem Schuss, der aber knapp über das Genker Tor ging. Die Lütticher blieben in der Anfangsviertelstunde die gefährlichere Mannschaft. Marin versuchte es nach einer Stunde aus der Distanz. Der Schuss ging via Aidoo ins Toraus.
Viele Fouls, wenig Torchancen
Das Spiel blieb geprägt von vielen Fouls und wenigen Torchancen. Die beste Möglichkeit hatten noch die Genker in der 86. Minute durch den eingewechselten Samatta. Fai konnte noch so gerade zur Ecke klären. Bei der anschließenden Ecke konnte Lüttichs Schlussmann Gillet seine Mannschaft beim Kopfball des Genkers Aidoo vor dem Rückstand bewahren. Das war es dann auch an Höhepunkten während der regulären Spielzeit. Die Verlängerung musste also her, um die Entscheidung in einem insgesamt enttäuschenden Pokalfinale zu bringen.
In der zweiten Minute der Verlängerung gelang Renaud Emond per Kopf der Treffer zum 1:0. Carcela war der Passgeber. In der 101. Minute kullerte eine Hereingabe von Nastic knapp rechts am Lütticher Tor vorbei. Genk hatte auch vier Minuten später die nächste Chance durch Pozuelo, der sich das Leder von Mpoku schnappte und aus der Distanz am Tor der Lütticher vorbei schoss. In der Nachspielzeit des ersten Abschnitts der Verlängerung verpasste Malinovsky per Freistoß den Genker Ausgleich denkbar knapp.
In der Nachspielzeit der zweiten Hälfte der Verlängerung musste Genk nach der Gelb-Roten Karte gegen Nastic mit einem Mann weniger auskommen. Am Spielstand änderte sich nichts mehr und Standard Lüttich sicherte sich zum achten Mal in der Vereinsgeschichte den Gewinn des Landespokals. Dadurch sind die Lütticher direkt für die Europa-League qualifiziert. Es ist der erste Titelgewinn der Lütticher seit dem Pokalsieg 2016.
Christophe Ramjoie