Eine chaotische erste Tourwoche in Belgien und im Norden Frankreichs: die Hitze und drei harte Alpenetappen haben den Fahrern der Tour offenbar mächtig zugesetzt. So nahm das Feld auf der zehnten Etappe im Vorgebirge der Alpen den Fuß vom Gas. Mit dem Ergebnis, dass eine frühe Ausreißergruppe auf der Fahrt von Chambéry nach Gap zum ersten Mal bei dieser Tour freie Fahrt bekam und die Fahrer das Ziel mit 40 Minuten Rückstand auf den vorsichtigsten aller Zeitpläne erreichten.
Angesichts von noch vier schweren Pyrenäen-Etappen haben die Tenöre der Tour sich und ihren Helfern also eine Verschnaufpause gegönnt.
Das haben sechs Ausreißer genutzt, um das Rennen unter sich auszumachen. Mit Mario Aerts von Omega Pharma und Dries Devenyns von Quick Step. Dazu, am französischen Nationalfeiertag ganz besonders angefeuert, die beiden Franzosen Pierre Rolland und Maxime Bouet. Der Weißrusse Vasil Kirjienka und der Portugiese Sergio Paulinho komplettierten die Gruppe, die einen Vorsprung von konstant zwölf Minuten auf das Feld mit allen Favoriten hatte. Zwölf Kilometer vor dem Ziel suchten Kirjienka und Paulinho die Entscheidung und setzten sich aus der Spitzengruppe ab.
Den Spurt gewann Sergio Paulhino aus der bei dieser Tour bislang arg gebeutelten Mannschaft von Lance Armstrong. Vasil Kirjienka wurde zweiter. Mit etwa einer Minute Rückstand sicherte sich Dries Devenyns den dritten Platz vor dem Franzosen Rolland und Mario Aerts, der also Fünfter wurde.
Trost für Mario Aerts: Als Initiator der ersten Attacke und aktivster Fahrer der Ausreißergruppe wurde ihm der Tagespreis des besten Kämpfers zuerkannt. Zum zweiten Mal bei dieser Tour.
Mit einem Rückstand von 13 Minuten kam dann das geschlossen fahrende Hauptfeld ins Ziel.
Klar, dass diese nicht besonders aufregende Etappe keinen Einfluss auf die Gesamtwertung hatte. Andy Schleck wurde gut abgeschirmt von seiner Saxo Bank Mannschaft und erlebte einen ruhigen Tag. Der Luxemburger konnte das gestern eroberte Gelbe Trikot mühelos verteidigen. Im Gegensatz zu den letzten beiden Alpenetappen, bei denen es Leute wie Lance Armstrong und Cadel Evans böse erwischte, waren heute im Kreis der Spitzenfahrer keine Einbrüche zu verzeichnen. Alle sind gut durchgekommen und Alberto Contador, Samuel Sanchez, Denis Menchov und Jurgen Van den Broeck werden auch heute Abend wieder hinter Andy Schleck auf den Positionen 2 bis 5 der Gesamtwertung geführt.
Morgen verlässt die Tour das Vorgebirge und führt von Sisteron nach Bourg-lès-Valence ins Rhônetal. Nach sechs Tagen noch einmal Chance für die Sprinter.