Mit dem 1:0-Sieg der Spanier beim Finale gegen die Niederlande ging nach vier Wochen die erste Fußball-Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent zu Ende. Wir ziehen Bilanz.
Nein, ein schönes WM-Finale war das nicht. Weder von Seiten der Niederländer, die sich rustikal-hilflos bemühten, den Spielfluss der Spanier zu bremsen, noch von Seiten der Spanier, die es wieder einmal nicht geschafft haben, die Monopolisierung des Balls in ein frühes Tor umzusetzen. Das nämlich hätte nicht nur der Plattitüde des Reporter-Jargons zufolge dem Spiel gut getan.
Ganz sicher auch Millionen Zuschauern. Die saßen weltweit vor ihren Fernsehgeräten. Fußballfans und Gelegenheitsgucker, die sich jetzt die Frage stellen, was den Fußball eigentlich neben den Diskussionen über böse Fouls und Schiedsrichter hinaus eigentlich so populär macht. Technische Raffinesse und Spielkunst. Aber die traten bei dieser WM nur sporadisch zu Tage, auch beim Finale. Weil der Erfolg über allem steht.
Taktische Disziplin und Effizienz werden immer größer geschrieben. Vormals spielfreudige Nationen wie Brasilien und die Niederlande haben umgestellt und kleine Länder die mutmaßlichen Erfolgskonzepte kopiert. Von Beginn an offen geführte Spiele zweier Mannschaften haben inzwischen WM-Seltenheitswert. Einige davon hat es dann doch gegeben. Dreimal mit deutscher Beteiligung: gegen England, Argentinien und Uruguay. Womit Deutschland zwar auch neutrale Beobachter begeisterte, aber nicht Weltmeister wurde. Weil Spanien auch gegen Deutschland Ball und Gegner laufen ließ und über einen Eckball das Tor des Tages schoss. 1:0 für Spanien. Das Standardergebnis vom Viertelfinale bis hin zum Endspiel.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, das so durchzuziehen, das ist eine Leistung. Und Spanien, wo sich die Stars der großen Vereine aus Madrid und Barcelona zum ersten Mal bei einer WM der Mannschaft untergeordnet haben, ist ein überaus verdienter Weltmeister. Der Gewinner eines Turniers, bei dem die beiden Finalisten der vorigen WM für die größten Enttäuschungen sorgten. Italien, das sich nach Stotterstart diesmal nicht fing und Frankreich, das sein sportliches Debakel mit wüsten Beschimpfungen und der Arbeitsverweigerung im Training zu einer nie dagewesenen Blamage werden ließ.
Nicht immer auf der Höhe des Geschehens waren auch einige Schiedsrichter, deren Fehlentscheidungen die Spiele prägten, ganz besonders die Achtelfinalbegegnungen Argentinien-Mexiko und England-Deutschland.
Fehler machten auch einige Torhüter. Sie hatten mit dem "Jabulani" ihre Müh' und Not. Das sorgte für Emotionen - so wie die eine Minute mit drei Elfmetern bei Spanien-Paraguay, wo der spätere Weltmeister durchs Nadelöhr kam.
Positive Akzente setzten als Einzelakteure Deutschlands Thomas Müller, Ghanas Asamoah Gyan, Uruguays Diego Forlan und das spanische Trio Villa-Xavi-Iniesta. Als Nationen überraschten unter anderem Uruguay und Ghana, die sich ein dramatisches Viertelfinale lieferten und die als jeweils letzte Vertreter ihres Kontinents mehr erreichten als erwartet. Im Gegensatz zu Argentinien, Brasilien oder Südafrika.
Zum ersten Mal scheiterte der WM-Ausrichter bereits in der Vorrunde - Südafrika konnte sich auf die Gastgeberrolle konzentrieren. Und da gab es, ganz wichtig für eine gute WM-Bilanz, viel internationales Lob. Für die Organisation und die Atmosphäre. Sieht man einmal von den nervenden Vuvuzelas ab.
Von denen sind wir jetzt ebenso befreit wie hoffentlich auch von den an Belanglosigkeit nicht mehr zu überbietenden Meldungen und Berichten über eine in Oberhausen sitzende Krake, die sich auf die Prognose von Spielausgängen spezialisiert hat und die bis zur Begegnung Belgien-Deutschland Anfang September in Brüssel nichts mehr zu tun hat.
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