Beim RSC Anderlecht fehlte Henry Onyekuru in der Startaufstellung - bei dem Versuch, das erste Tor in dieser Champions League Saison zu erzielen. Der Ex-AS-Spieler fand sich auf der Bank wieder. Bei den Bayern überraschte Trainer Jupp Heynckes mit dem Debüt des österreichischen U19- Nationalspielers Marco Friedl auf der rechten Verteidigerposition.
Das Hinspiel hatten die Bayern trotz schwacher Vorstellung deutlich mit 3:0 für sich entscheiden können. Die Veilchen begannen mutig gegen die favorisierten Münchener. Teodorczyk hätte nach sieben gespielten Minuten das erste Anderlechter Tor in dieser Champions-League-Saison erzielen müssen. Ulreich im Bayern-Tor konnte per Fußabwehr den Rückstand der Gäste verhindern. Die Münchener fanden in der Anfangsviertelstunde nicht so recht ins Spiel. In der 17. Minute musste Ulreich beim Schuss Appiahs von halbrechts in die kurze Ecke erneut rettend eingreifen.
Direkt im Anschluss gab es Proteste der Münchener Fans, die sich über die hohen Ticketpreise des RSC Anderlecht beschwerten. "Fußball soll bezahlbar sein" skandierte der Bayern-Block. Hintergrund war der Eintrittspreis von 100 Euro für die Gästefans für das Aufeinandertreffen der beiden Rekordlandesmeister.
Die Veilchen blieben die torgefährlichere Mannschaft. Nach 27 Minuten hatte Spajic eine Doppelchance, konnte aber das fast schon sicher geglaubte Anderlechter Tor nicht erzielen. Nach gut einer halben Stunde die nächste hundertprozentige Chance für Teodorczyk. Der Bann hatte aber nach wie vor Bestand, denn er setzte seinen Schuss rechts neben das Tor von Ulreich. Teodorczyk blieb auffällig, aber auch per Kopf wollte ihm das Tor nach Appiahs Hereingabe von rechts nicht gelingen. Der Pole erspielte sich Chance um Chance, konnte aber keine nutzen - so auch in der 39. Minute, als der Bayern-Schlussmann erneut Sieger im Duell mit der Anderlechter Sturmspitze blieb.
Bayern konnte sich beim Neuer-Ersatz bedanken, dass es nach vierzig Minuten noch 0:0 stand. Eine Minute später forderte der Anderlechter Anhang Elfmeter nach einem Einsatz Süles gegen Pieter Gerkens. Der englische Unparteiische ließ aber weiterspielen. Die Bayern konnten sich glücklich schätzen, dass es zur Pause noch 0:0 stand.
Wie es besser gemacht wird, zeigten die Bayern nach etwas mehr als fünf gespielten Minuten in der zweiten Halbzeit. Nach Vorarbeit Tolissos über rechts hatte Lewandowski keine Mühe, ins leere Tor zu treffen. Bitter für die Veilchen.
Nach 423 gespielten Champions League Minuten konnte der Anderlechter Kapitän Sofiane Hanni die Torflaute der Veilchen endlich beenden und zum 1:1 ausgleichen. Teodorczyk hatte das Leder per Kopf vorgelegt. Für die letzten 25 Minuten durfte dann auch Onyekuru auf's Feld. Trainer Vanhaezebbrouck wollte mehr als nur den einen Punkt gegen die Bayern. In der 69. Minute bewahrte Sels Anderlecht vor dem erneuten Rückstand.
Sels war aber rund vierzehn Minuten vor dem Ende beim Kopfball von Tolisso nach einer Hereingabe durch Kimmich von der rechten Seite auch machtlos und musste den Ball zum zweiten Mal an diesem Abend aus den Maschen holen. Sechs Minuten vor Schluss zeichnete er sich im Duell gegen Lewandowski als guter Rückhalt aus und bewahrte seine Mannschaft vor dem dritten Gegentreffer. Drei Minuten später verhallte der Jubel beim vermeintlichen zweiten Anderlechter Treffer recht schnell, da der eingewechselte Harbaoui im Abseits stand.
Die Anderlechter bleiben ohne Punkt Tabellenletzter der Gruppe B.
Dass es ein schmeichelhafter Sieg für Bayern München war, sah auch Bayern-Verteidiger Mats Hummels so. "Das war ein Sieg, der auf die verpassten Torchancen von Anderlecht zurückgeht", räumte er nach dem 2:1 ein. "Wir hatten halt das Glück auf unserer Seite." Hummels musste die Partie von der Bank aus verfolgen, Bayern-Coach Heynckes hatte ihn nicht auf den Platz geschickt. "Das ist ja normal, man kann nicht jedes Spiel machen". Bei dem Kader sei es klar, dass man rotieren müsse.
Am letzten Spieltag der Champions League muss der RSC Anderlecht am 5. Dezember bei Celtic Glasgow in Schottland antreten.
CR/ Bild: Belga